„Unicef-Foto des Jahres“: Fotografen mit Auge und Gespür

Stefan Finger aus Willich hat mit seiner Partnerin Insa Hagemann das „Unicef-Foto des Jahres“ geschossen.

„Unicef-Foto des Jahres“: Fotografen mit Auge und Gespür
Foto: Finger/Hagemann

Berlin/Willich. Mit 15 Jahren schrieb der Willicher Stefan Finger seinen ersten von vielen weiteren Artikeln für die Zeitung. Einige Jahre später begann er damit, als Fotojournalist zu arbeiten. Am Dienstag ist der 31-Jährige in Berlin gemeinsam mit seiner gleichaltrigen Partnerin Insa Hagemann als Sieger des internationalen Wettbewerbs „Unicef-Foto des Jahres“ ausgezeichnet worden. Den renommierten Preis überreichten die Tatort-Kommissare Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt.

(Foto: Hagemann / Finger)

(Foto: Hagemann / Finger)

Foto: Stefan Finger / Insa Cathérine

Unicef-Vorstand Peter-Matthias Gaede begründete die Entscheidung der Jury. Das Bild führe vor Augen, „welchen Weg wir weltweit noch vor uns haben, die Rechte der Kinder zu verwirklichen“. Die Momentaufnahme von den Auswirkungen des Sextourismus auf den Philippinen zeigt ein kleines Mädchen mit blonden Haaren und heller Haut. Es steht im Abseits. Traurig schaut es den anderen, dunkelhäutigen Kindern zu, die unbeschwert lachen und essen. Sie beachten das Mädchen gar nicht. Denn Devine, die einjährige Tochter eines Australiers, muss mit dem Stigma aufwachsen, das Kind einer Prostituierten zu sein.

Einen Monat lang waren Insa Hagemann und Stefan Finger auf den Philippinen unterwegs, um solche viel zu wenig bekannten Folgen des Sextourismus zu dokumentieren. „Ein katholischer Priester hat mich vor zwei Jahren dort auf dieses Thema aufmerksam gemacht. Damals machte ich eine Reportage über Menschen, die auf Müllkippen leben. In einem Land, in dem Verhütung bis vor wenigen Monaten gesetzlich verboten war, verteilte er Kondome an Prostituierte“, erinnert sich Stefan Finger.

Gemeinsam mit seiner Freundin, die wie er an der Hochschule Hannover Fotojournalismus und Dokumentarfotografie studiert hat, entschloss er sich, das Schicksal der Kinder weißer Väter auf den Philippinen aufzugreifen. Ganz behutsam bauten sie dazu Kontakte zu den Einheimischen auf.

„Wir haben viel Zeit mit den Kindern verbracht, mit ihnen gespielt. Wir wollten nicht brutal in ihre Familien einbrechen“, berichtet Stefan Finger. Am Ende seien sie im Alltag kaum mehr wahrgenommen worden. Nur so sei das Siegerfoto, das im April in der Sextourismus-Hochburg Angeles City entstand, überhaupt möglich gewesen: „Am ersten Tag hätten wir das nicht machen können.“

Wichtig für die Arbeit der beiden deutschen Fotografen auf den Philippinen, einem streng katholischen Land, war es auch, als Paar aufzutreten: Als Mann allein, da ist sich Stefan Finger sicher, hätte er das notwendige Vertrauensverhältnis zu den Frauen und ihren Kindern nicht aufbauen können.

Der Titel der Siegerarbeit ist „Wanna have love!?“ („Willst du Liebe!?“). So heißt auch das Buch-Projekt, an dem die beiden Fotojournalisten arbeiten: Es soll die Wünsche und Hoffnungen dieser Kinder in den Fokus stellen. Den Gewinn aus dem Verkauf wollen sie der Organisation Preda auf den Philippinen spenden, die sich seit 40 Jahren um Opfer von sexueller Gewalt und Sextourismus kümmert.

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