Ulrike Folkerts: „Alte Tatorte sind wie ein Fotoalbum„

Interview: Ulrike Folkerts spielt seit 20 Jahren die „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal und redet über Lust und Frust.

Frau Folkerts, was denken Sie, wenn Sie alte "Tatort" Folgen sehen?

Folkerts: Niedlich! Und unbedarft. Die Mode war eine andere. Es ist wie ein Fotoalbum, bei dem man denkt: Ach, damals sah ich so aus. Eine gewisse Unsicherheit kann ich da erkennen, ein gewisses Sich-Behaupten-Wollen. Gedreht habe ich nur einen Tatort im Jahr, nicht drei wie heute. Damals hatten wir für eine Folge auch 32 Drehtage, also sieben Wochen.

Folkerts: Als Anfänger verdient man nicht so viel, also habe ich gejobbt. Ich habe angefangen, in einer Bar in Charlottenburg zu arbeiten.

Folkerts: Früher hatten wir mehr Zeit zu probieren. Inzwischen muss man sich beeilen, die Tage werden lang und anstrengend.

Folkerts: Sie waren anders. Man durfte zum Beispiel noch rauchen, das geht heute gar nicht mehr.

Folkerts: Nein, ich mache den Job wirklich gerne. Wir haben immer wieder eine neue Geschichte zu erzählen. Ich lerne ganz tolle Kollegen kennen und arbeite mit echt brillanten Regisseuren zusammen. Natürlich ist es spannend, wenn ich zwischendurch andere Rollen spielen darf.

Folkerts: Das war eine Zeit lang so. Da wollte ich aus der Nische rauskommen und habe überlegt: Muss ich dafür diesen "Tatort" aufgeben? Das macht man natürlich nicht so einfach. Ich habe eine Zeit lang auf die Branche geschimpft, dass sie nicht richtig hinguckt. In den letzten sechs Jahren ist da aber eine Tür aufgegangen. Das hatte auch mit mir zu tun. Man muss kommunizieren, dass man Zeit hat und nicht immer die Hauptrolle haben muss.

Folkerts: Keine Ahnung, ob es damit zusammenhängt. Ich dachte einfach, das ist so unwichtig, das muss ich nicht kommunizieren. Wer redet denn über seine Sexualität in der Öffentlichkeit? Niemand. Es gibt brillante Schauspieler, über die lese ich nie etwas Privates, wie etwa Götz George. Mein Job ist die eine Sache, aber diese öffentliche Person zu sein, ist ein anderer Job. Den lernt man nicht. Der ist auch anstrengender als mein Schauspieler-Job. Das Spiel auf dem roten Teppich gehört dazu. Aber wenn ich nach einer Veranstaltung von Fotografen verfolgt werde, die meine Freundin und mich nicht in Ruhe lassen, dann finde ich das ekelhaft.

Folkerts: Die gibt es, die beantworte ich auch. Ich kann sie nicht an die Hand nehmen. Aber dass sie sich an mich wenden, kann das erste Mal sein, dass sie es überhaupt formulieren.

Folkerts: Stimmt, das muss ich nicht mehr haben. Beim Christopher Street Day vorneweg zu marschieren, das mache ich nicht.

Folkerts: Im Moment läuft es so gut für das Krimiduo Kopper/Odenthal, dass alle ein Interesse haben, das Format zu halten. Wenn die Bücher gut bleiben, mache ich weiter - open end. ARD, So. 20.15 Uhr: "Tatort: Vermisst"

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