Totschlag: Tötete Mutter eigenes Baby?

Der Säugling verschwand am Tag der Geburt. Haftbefehl gegen 38-jährige Frau aus Grevenbroich.

Düsseldorf/Grevenbroich. Das mysteriöse Verschwinden eines Säuglings beschäftigt die Düsseldorfer Polizei. Eine 38-jährige Mutter, die inzwischen in Haft sitzt, soll das im Juli geborene Mädchen getötet haben. Sie hatte die Schwangerschaft vor ihrem Umfeld verheimlicht und das zuständige Jugendamt über zwei Monate mit Ausreden in die Irre geführt.

Am 15. Juli war die Frau, die in Grevenbroich gemeldet ist, aber in Düsseldorf lebt, zur Entbindung in das Düsseldorfer Marienhospital gekommen. Ohne Mutterpass, ohne Begleitung. Und wenige Stunden nach der Geburt verließ sie gegen den Rat der Ärzte das Krankenhaus - das Baby in eine Decke aus dem Kleiderfundus der Klinik gehüllt.

Laut Polizei schöpfte das Personal sofort Verdacht und informierte den klinikeigenen Sozialdienst. Die Stadt Grevenbroich stellt das Geschehen anders da: Demnach wollte die Klinik der Frau lediglich eine offene Rechnung zuschicken. Als man feststellte, dass die angegebene Adresse falsch war, informierte das Krankenhaus die Stadt Grevenbroich. Mitarbeiter des Jugendamts nahmen Kontakt zu der Frau auf, vereinbarten Besuchstermine, die sie stets mit guten Gründen absagte.

Wenn sie selbst zum Jugendamt kam, hatte sie ebenfalls immer Ausreden dafür, dass sie ihr Kind nicht mitbrachte. Schließlich gab sie dem Druck nach und ließ einen Arzttermin für den vergangenen Dienstag vereinbaren. Als sie auch diesen absagte, alarmierte das Jugendamt die Polizei.

In der Vernehmung bestritt die Frau, ihrem Kind etwas angetan zu haben. Sie sei nach der Entbindung durch die Straßen rund um die Düsseldorfer Klinik gelaufen, habe sich schließlich vor das Haus Nettelbeckstraße 14 gesetzt. Zeugen haben sie dort mit dem Säugling im Arm gesehen. Die Frau sagt, sie habe das Kind nicht mit nach Hause nehmen können. Dort wusste niemand von der Schwangerschaft.

Obwohl die 38-Jährige schlank ist, war das Versteckspiel offenbar kein Problem: Fotos aus der Zeit kurz vor ihrer Entbindung zeigen, dass die Statur der Frau sich kaum verändert hatte. Nach eigener Aussage entschloss sie sich schließlich, das Kind im Hausflur auszusetzen.

Dieser Aussage schenkt Staatsanwalt Ralf Herrenbrück keinen Glauben. Das Amtsgericht Neuss erließ Haftbefehl wegen Totschlags. Ermittler Wolfgang Siegmund: "Wir haben keinen ausgesetzten Säugling." Die Bewohner des Hauses haben kein Baby gefunden. Die Polizei sucht nun im Stadtgebiet Düsseldorf unter Hochdruck nach der Leiche des Mädchens.

Die 38-Jährige habe persönliche Gründe gehabt, die Schwangerschaft zu verheimlichen, so Staatsanwalt Ralf Herrenbrück. Näher will er sich nicht äußern. Nur so viel: Die Frau stammt aus einem stabilen sozialen Umfeld, dieses trage keine Schuld an ihrer Tat. Nach Informationen unserer Zeitung hat sie bereits zwei ältere Kinder.

Das Jugendamt kontaktierte in den vergangenen zwei Monaten auch der Frau nahestehende Personen. Doch die 38-Jährige log offenbar geschickt, so dass niemand im Umfeld Verdacht schöpfte. Warum sie log, das wird sich in den weiteren Ermittlungen zeigen müssen.

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