Toten Vater verbrannt und weiter Rente kassiert

Sie soll ihren kranken Vater nicht gepflegt, nach seinem Tod noch ein halbes Jahr lang seine Rente kassiert und die Leiche in einem Osterfeuer verbrannt haben. Eine 40 Jahre alte Frau muss sich nun zusammen mit ihrem Mann vor dem Landgericht Osnabrück verantworten.

Osnabrück (dpa). Um weiter Rente zu kassieren, soll ein Paar aus dem Kreis Osnabrück die Leiche eines Angehörigen im Osterfeuer verbrannt haben. Seit Mittwoch müssen sich die 40 Jahre alte Tochter des Toten und ihr 42 Jahre alter Ehemann deswegen im Landgericht Osnabrück verantworten. Insgesamt sollen die beiden rund 9000 Euro zu Unrecht erhalten haben. Nachdem die Schwestern des Mannes bei der Polizei eine Vermisstenanzeige aufgaben, kamen die Ermittlungen ins Rollen.

Den Tod ihres hilfsbedürftigen und alkoholkranken Vaters im Sommer 2009 zeigte die Frau der Staatsanwaltschaft zufolge nicht der Rentenversicherung an. Ein halbes Jahr lang hätten sie weiter eine monatliche Rente von 1500 Euro kassiert. Das Paar habe die Leiche schließlich verbrannt, um die mangelnde Pflege des Vaters zu vertuschen.

Die Oberstaatsanwältin warf den Angeklagten „böswillige Vernachlässigung“ ihres Vaters vor. Durch unterlassene Hilfeleistung hätten sie den Tod des 66-Jährigen verursacht. „Er hätte mit ärztlicher Hilfe länger gelebt“, sagte sie. Das Paar muss sich wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Betrugs beziehungsweise Beihilfe verantworten.

Das Ehepaar hatte den Vater der Frau im Frühjahr 2008 bei sich zu Hause in Menslage bei Osnabrück aufgenommen. Dort lebte das inzwischen getrennt lebende Paar mit seinen Adoptivkindern, die heute acht und neun Jahre alt sind. Der Vater zog nach Aufenthalten in einem Pflegeheim und in einer psychiatrischen Klinik in ein Nebengebäude des Bauernhauses ein.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft kümmerte sich dort weder die Tochter noch ihr Ehemann um ihn. Sie hätten dem alkoholkranken Mann Alkohol gegeben, keinen Arzt nach ihm sehen lassen und auch seine Unterkunft nicht gereinigt. Auf Hilfeschreie hätten weder die Frau noch der Mann reagiert.

Wahrscheinlich starb der Vater im September 2009 in seiner Wohnung, als seine Tochter mit ihren Kindern zu einem einwöchigen Urlaub in Dänemark war. Die monatliche Rentenzahlung floss noch bis März auf das Konto des Toten, auf das seine Tochter Zugriff hatte. Das Motiv für den Rentenbetrug sind laut Staatsanwalt finanzielle Schwierigkeiten.

Die Ermittlungen der Polizei waren ins Rollen gekommen, nachdem die Schwestern des Toten bei der Polizei eine Vermisstenanzeige aufgegeben hatte. Um den Tod zu vertuschen, hatte das Paar zunächst behauptet, der Vater sei in ein Altenpflegeheim im Kreis Cloppenburg gezogen.

Später behaupteten die beiden, der Mann sei mit einer Freundin nach Polen gereist. In Polizeivernehmungen hatte der Mann behauptet, erst im Januar 2010 vom Tod seines Schwiegervaters erfahren zu haben. Er habe seiner Frau daraufhin geholfen, den Leichnam aus der Wohnung des Toten in eine Scheune zu schaffen, wo die Leiche vorübergehend vergraben wurde.

Im April brachten sie die Leiche zum Osterfeuer auf eine benachbarte Wiese. Dort wurde sie schließlich verbrannt.

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