Tino Sehgal: Ein ungewöhnlicher Künstler

Berlin. Tino Sehgal ist bekannt für seine ungewöhnliche Kunst. Bei der 55. Kunst-Biennale in Venedig ist der Deutsch-Brite dafür mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet worden — quasi dem Nobelpreis der bildenden Kunst.

Eigentlich hatte er ihn schon 2003 verdient, als er den deutschen Pavillon auf Einladung des Düsseldorfer Kurators Julian Heynen bespielte.

Damals wie heute pflegt Sehgal wie ein Unschuldslamm dazustehen, mit zerwühltem Haar und charmantem Lächeln. Dabei hat er es faustdick hinter den Ohren, denn seine Werke sind keine Objekte, die man teuer versichern und umständlich transportieren muss. Sie sind ein Nichts, ein Ereignis, an dem man auch vorbeirennen kann.

Er präsentiert zwei Interpreten verschiedenen Alters, die einen Tanz und einen Gesang betrachten. Mehr nicht. Wer die Anweisungen nachstellen will, muss einen Kaufvertrag mit ihm abschließen. Denn Sehgal, der 1976 in London geboren wurde und in Berlin lebt, hat nicht nur Tanz, sondern auch Ökonomie studiert. Mit beiden Disziplinen entzieht er der Kunst ihre materielle Basis. Der Verkauf der Arbeit besteht im Weitersagen der Choreografie an den Sammler. H.M.

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