Teurer Traum in „Latte macchiato“ - Hochzeit als lukratives Geschäft

Düsseldorf (dpa) - Heiraten kann zum teuren Vergnügen werden. Bei der Messe „Interbride“ zeigt die Branche die Trends. Doch nicht jeder ist bereit, für den großen Tag allzu tief in die Tasche zu greifen.

Mancher feiert statt der Trauung gleich die „Traufe“ oder spart sich eine Party.

Der „Traum in Weiß“ wird für immer mehr Bräute zum teuren „Traum in Latte macchiato“. Gerade nur noch knapp jede zehnte Braut tritt ganz klassisch in Weiß zum großen Tag an, berichtet die Brautmodenexpertin und Sprecherin der neuen Messe „Interbride“ (15. bis 18. Juni), Hiltrud Becher. Beliebt seien vor allem Cremetöne in allen Schattierungen. Ganz modische Kandidatinnen wagten sich sogar in schwarze oder rote Kreationen.

Zu besichtigen sind die Trends in der Düsseldorfer Messe - allerdings nur für Fachbesucher. Bei der Messepremiere präsentieren 100 Aussteller rund 120 Kollektionen für das Geschäft rund um den Bund fürs Leben.

Schon längst ist der „schönste Tag im Leben“ für eine ganze Branche zum lukrativen Millionengeschäft geworden. Rund 1200 Brautmodenfachgeschäfte bieten in Deutschland Kleidung und Zubehör speziell für das Ereignis an.

Mit Kosten von durchschnittlich 800 bis 1200 Euro je Kleid müssen angehende Bräute oft tief in die Tasche greifen. Im Angebot sind aber auch deutlich teurere Modelle für mehr als 2000 Euro. Auf die Kundinnen warten jede Menge Taft und Tüll, aber auch Korsagen, Schleier und Schleppen.

Für den Anzug etwa in „Midnight Blue“ oder „Taupe“ muss der gepflegte Bräutigam zusätzlich noch einmal schätzungsweise 800 bis 1000 Euro hinlegen. Billig-Konkurrenz findet sich aber auch zunehmend im Internet.

Doch mit der noblen Ausstattung ist es noch lange nicht getan. Auf durchschnittlich 13 000 Euro schätzt Hochzeitsplanerin Daniela Jost, Inhaberin der Agentur „Traumhochzeit“, die Kosten für eine klassische Hochzeit.

Die Möglichkeiten fürs Geldausgeben sind dabei nahezu unbegrenzt und beschränken sich schon lange nicht mehr auf Torte, Buffet, Brautstrauß und Live-Band. Im Angebot sind etwa spezielle „Freudentränen-Taschentücher“ oder Hochzeits-Fußmatten („Just Married“). Eigene Anbieter kümmern sich um die fachgerechte Ausstattung für den Junggesellen- und Junggesellinnen-Abschied.

Wer die Dienste eines Hochzeitsplaners in Anspruch nehmen will, muss dafür mit einem Honorar in Höhe von rund 15 Prozent der Gesamtkosten rechnen, berichtet Jost. Auf die Unterstützung von Profis setze derzeit eher nur eine kleine Minderheit von Heiratswilligen. Groß gefeiert werde ohnehin nur knapp jede zweite Hochzeit.

Mit fast 380 000 Hochzeiten im Jahr 2011 hat das statistische Bundesamt in den vergangenen Jahren einen eher abnehmenden Trend zur Heiratslust verzeichnet. Wagten 1991 noch durchschnittlich 5,7 von je 1000 Bundesbürgern den Schritt, waren es 2011 nur noch 4,6. Hinzu kam ein steigendes Durchschnittsalter von zuletzt 37,5 Jahren bei den Männern und 34,4 Jahren bei Frauen.

Dabei scheint eine teure Trauung ohnehin unter den Konsumwünschen keine große Rolle zu spielen. Bei einer in diesem Frühjahr vorgelegten Online-Umfrage der Stuttgarter CreditPlus Bank erteilten mehr als vier von fünf der Befragten (82 Prozent) einer möglichen Verschuldung zur Finanzierung einer Hochzeit eine Absage.

Bei der Umfrage der Tochter der französischen Bankengruppe Crédit Agricole zeigten sich die größte Gruppe der Befragten (36 Prozent) bereit, maximal 5000 Euro für die Hochzeit auszugeben. Ein besonderer Hochzeits-Trend könnte vor allem bei Sparwilligen Anhänger finden: Wer es nicht allzu eilig hat, kann Trauung und Taufe des Nachwuchs' zur Neuschöpfung „Traufe“ verbinden und Verwandtschaft und Freunde nur ein Mal beköstigen.

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