Technik: Der Roboter als Altenpfleger

Es ist mehr als nur Science Fiction im Altenheim. Längst werden Maschinen entwickelt, die menschliche Pfleger ergänzen.

Duisburg. Der „Casero“ ist kein Roboter, wie man ihn aus Science Fiction-Filmen kennt: Er hat weder Arme noch Beine, er hat kein Gesicht, und sprechen kann er auch nicht. Trotzdem könnte der Roboter, der etwa so groß wie ein Einkaufswagen ist, schon in zwei bis drei Jahren zu einem beliebten Kollegen der Pfleger im Altenheim werden. An dieser Antwort auf den demografischen Wandel arbeitet zurzeit ein Forscherteam mit der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Der Roboter orientiert sich mit mehreren Kameras, während er selbstständig über die Flure rollt und bis zu 100 Kilogramm schwere Lasten schleppt. Einen Haken hat der elektronische Helfer dennoch: „Der Casero ist so teuer wie eine Vollzeitkraft“, meint Volker Beßler aus dem Stuttgarter Altenheim, in dem die ersten Service-Roboter getestet wurden. Für den „Casero“ müsste ein Altenheim etwa so viel hinblättern wie für einen Mittelklassewagen. Doch die Investition könnte sich auszahlen, wie der Soziologe Diego Compagna von der Universität Duisburg annimmt: „Die Zeit, die sonst für den Transport von Gegenständen gebraucht wird, könnten die Pfleger dann mit den Heimbewohnern verbringen.“

Die Experten bezeichnen den „Casero“ auch als „fahrerloses Transportsystem“. Durch eine ganzen Reihe von Sensoren und Kameras gelingt es dem Robo-Packesel über die Gänge zu fahren, ohne gegen eine Wand oder einen Menschen zu stoßen. Und er kann sogar Aufzug fahren.

Während die Entwicklung des „Casero“ also bereits konkrete Formen angenommen hat, steckt sein Bruder noch in den Roboterkinderschuhen. Betritt er den Raum, stellt er sich erst einmal vor — der „Care-O-Bot 3“ ist ein besonders höflicher Altenpfleger. Auf einem Tablett reicht er den Senioren dann ein Getränk und bittet freundlich darum, das Glas leer zu trinken.

Doch nicht jeder Heimbewohner war kürzlich bei einem Test des sprechenden Roboters von diesem Service begeistert: Von einem Roboter lasse er sich nichts bringen, sagte einer. Andere Senioren ließen sich aber durchaus für den Roboter begeistern, denn schließlich wurde der elektronische Diener speziell an die Bedürfnisse der Heimbewohner angepasst.

Dafür beobachteten die Duisburger Forscher über mehrere Tage die täglichen Abläufe und die Aufgaben des Pflegepersonals. Dabei fiel schnell auf, dass selten genug Zeit für ein paar nette Worte blieb. An allen Ecken und Enden mangele es an Personal. Während die Roboter Botengänge erledigen und zum Spielen auf dem Display einladen, könnten sich die Pfleger intensiver mit den alten Menschen beschäftigen. Der „Care-O-Bot 3“ aus Platinen und Schaltkreisen kostet jedoch fast eine viertel Million Euro. Durch Farbkameras, die ihre Umgebung ähnlich wie das menschliche Auge wahrnehmen, und einen Infrarot-3-D-Scanner kann der „Care-O-Bot 3“ sogar Gesichter erkennen. Füttert man das elektronische Gedächtnis des Roboters mit Fotos einer Person, kann er diese von einer Vielzahl anderer Menschen unterscheiden. Wann der einarmige Altenpfleger in Serie gehen kann, stehe jedoch bislang nicht fest.

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