„Tag der offenen Moschee“ im Schatten des IS-Terrors

Muslimische Veranstalter wollen Vertrauen wieder herstellen und den Islam differenziert darstellen.

Die Merkez-Moschee in Duisburg gehört zu den größten im Land. Sie war am Freitag für alle Religionen geöffnet.

Die Merkez-Moschee in Duisburg gehört zu den größten im Land. Sie war am Freitag für alle Religionen geöffnet.

Foto: dpa

Düsseldorf. Rund 700 Moscheen haben am Freitag bundesweit ihre Türen für Besucher geöffnet. Beim traditionellen Tag der offenen Moschee am 3. Oktober gehe es vor allem darum, das soziale und gesellschaftliche Engagement der Muslime zu zeigen, erklärte der Koordinationsrat der Muslime in Köln. Auch Vorurteile sollen bei Führungen durch die islamischen Gotteshäuser und bei Ausstellungen abgebaut werden.

Viele Menschen seien angesichts des Terrors des „Islamischen Staates“ (IS) in Sorge, auch weil mit der Rückkehr von Dschihad-Kämpfern zu rechnen ist, sagt die Bonner Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher. „Der Islam wird heute verstärkt als Religion wahrgenommen, dessen Verhältnis zu Gewalt und Politik problematisch ist.“ Manche Experten berichten über Ressentiments gegenüber Muslimen und Entfremdung. Umso wichtiger erschien vielen am Freitag der Tag der Offenen Moschee.

Schirrmacher glaubt, dass die Mehrheit unterscheiden kann zwischen den friedlichen muslimischen Nachbarn und Kollegen sowie Vertretern radikaler Auffassungen wie den Salafisten und Dschihad-Anhängern. Zugleich hält sie es für geboten und vertrauenschaffend, dass islamische Verbände den Terror und die Gewalt, die in vielen Ländern im Namen des Islam verübt werden, öffentlich verurteilen.

Islamwissenschaftler Bülent Ucar, der antimuslimische Ressentiments beklagt, sieht das anders: „Es heißt immer, wir müssten uns abgrenzen gegen das, was Extremisten irgendwo auf der Welt machen. Es ist, als würde man uns in Sippenhaft nehmen.“

Aktuell halten — laut einer Infratest Umfrage — 42 Prozent der Befragten den Islam für aggressiv und 38 Prozent für eine Bedrohung.

Ein angespanntes Verhältnis beschreibt Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralverbands der Muslime. „Ich habe den Eindruck, dass die Entfremdung in den vergangenen Monaten zugenommen hat.“ Wichtig sei der positiv aufgenommene Aktionstag der Muslime gegen Rassismus und Extremismus vor zwei Wochen gewesen. „Wir wollen uns nicht nur klar abgrenzen von Terror und Extremismus, sondern auch zeigen, welche Werte wir Muslime haben.“ Und dass es viele Gemeinsamkeiten gebe.

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