Hunderttausende ohne Strom : Suche nach Erdbeben-Überlebenden in Japan geht weiter
Tokio (dpa) - Nach dem starken Erdbeben im Norden Japans suchen Helfer im Schlamm und unter eingestürzten Häusern weiter nach Überlebenden. Mindestens 18 Menschen starben bei dem schweren Beben, das die nördliche Insel Hokkaido am Donnerstag mit einer Stärke von 6,7 erschütterte.
Das berichtete der Sender NHK, basierend auf Angaben lokaler Behörden. 19 Menschen werden demnach vermisst.
Etwa 390 Menschen wurden verletzt, mehr als zehntausend kamen wegen einer Serie von Nachbeben in der Region in temporären Evakuierungszentren unter. „Ich habe meine Leben lang in Atsuma gelebt. Aber ich habe niemals solch ein Erdbeben erlebt. Ich bin hier, weil ich Angst vor den Nachbeben habe“, sagte Toyokazu Kurashige (79) der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News.
Japans Fernsehsender zeigten Bilder von völlig zerstörten Wohngebäuden und aufgerissenen sowie mit Schlamm überschwemmten Straßen. Der Zugbetrieb kam zum Erliegen, Fabriken standen still. Im Atomkraftwerk Tomari musste ein Abklingbecken mit Notstromaggregaten gekühlt werden. Radioaktivität sei jedoch nicht in die Umwelt ausgetreten, hieß es unter Berufung auf den Betreiber. Hilfskräfte organisierten Trinkwasser-Tanks, da in einigen Haushalten auch die Wasserversorgung in Folge der starken Erschütterung ausfiel.
Das Beben löste massive Schlammlawinen aus, die in der Kleinstadt Atsuma Häuser und Straßen zerstörten. Auf der gesamten Insel kam es zu Stromausfällen. Drei Millionen Haushalte sowie Krankenhäuser, Geschäfte und Ampeln waren betroffen. Auch am Freitagnachmittag waren noch mehr als 770.000 Haushalte ohne Strom. Industrieminister Hiroshige Seko sagte, es könne bis zu einer Woche dauern, bis alle Haushalte wieder ans Stromnetz angeschlossen seien.
Nach Angaben der Zentralregierung in Tokio waren am Freitag etwa 40.000 Menschen an den Rettungsarbeiten auf Hokkaido beteiligt, darunter auch 24.000 Soldaten. Die Regierung werde alles daran setzen, Leben zu retten, sagte Premierminister Shinzo Abe.