Sturmtief Burglind bringt Hochwasser

Starkregen lässt Pegel steigen. Köln und Düsseldorf wappnen sich gegen drohende Überflutungen. Das Wetter bleibt weiter regnerisch.

Sturmtief Burglind bringt Hochwasser
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf/Köln. Die heftigen Regenfälle durch Tief „Burglind“ lassen die Flusspegel in Nordrhein-Westfalen teils gefährlich steigen. Köln, Düsseldorf und andere Städte wappnen sich für ein drohendes Hochwasser. Die ersten Straßen am Kölner Rheinufer wurden bereits überschwemmt, die Schifffahrt läuft nur noch eingeschränkt. Das Unwetter war gestern mit Orkanböen über NRW hinweggefegt, hatte Bäume entwurzelt und zu massiven Behinderungen im Berufsverkehr geführt. Böen erreichten in Aachen 122 km/h.

Sturmtief Burglind bringt Hochwasser
Foto: Patrick Schüller

In Köln stand der Rheinpegel am Mittag über 6,50 Metern — und damit gut 30 Zentimeter über der Hochwassermarke I, bei der Schiffe auf der 50 Kilometer langen Strecke zwischen Mondorf und Dormagen ihre Geschwindigkeit drosseln und immer per Funk für Anweisungen erreichbar sein müssen. Für die nächsten Tage erwartet das Hochwassermeldezentrum weiter steigende Pegelstände. Im Kölner Süden errichteten Einsatzkräfte Schutzwände, um das Wasser etwa aus dem Stadtteil Rodenkirchen herauszuhalten.

Am Montag könnte sogar die für den Hochwasserschutz der Kölner Altstadt wichtige Marke von 8,70 Metern erreicht werden. Schon bei einem Pegelstand über 8,30 Metern in Köln müsste der Schiffsverkehr komplett gestoppt werden. „Für die nächsten Tage wird viel Niederschlag vorhergesagt“, sagte eine Sprecherin der Hochwasserschutzzentrale. Ab Freitag will die Stadt Köln deshalb ihre „Große Hochwasserschutzzentrale“ aktivieren und von dort aus das weitere Vorgehen koordinieren.

Wirklich gefährlich wird es in Köln aber erst bei noch höheren Pegelständen: Wenn der Rhein auf 10,70 Meter steigt, wird Katastrophenalarm ausgelöst. Dann schwappt Wasser über die mobilen Schutzwände einiger Stadtteile. In der Altstadt droht aber erst bei einem Rheinpegel über elf Metern eine Überschwemmung.

Auch rheinabwärts in Düsseldorf rechnet man mit Hochwasser. Um eine möglichst lange Vorlaufzeit zu haben, beobachten die Verantwortlichen dort nicht nur den Wasserstand in der Stadt selbst, sondern vor allem den Stand in Andernach. Dieser soll Prognosen zufolge heute die Marke von sechs Metern überschreiten. Auch ein Wasserstand von sieben Metern sei in den nächsten Tagen möglich. Dann werden auch in Düsseldorf die ersten Schutzmaßnahmen ergriffen.

Auch viele kleinere Flüsse können in den nächsten Tagen über die Ufer treten. In Altena überschwemmte die Lenne gestern bereits Teile der Innenstadt. An Sieg und Ruhr überschritten erste Pegel den Wert der Informationsstufe 1. Bei dieser Stufe werden Wiesen und Felder überschwemmt, Häuser sind aber noch nicht in Gefahr. In Solingen wurden Sandsäcke gefüllt, falls die Wupper über die Ufer treten sollte. In Plettenberg schützte die Feuerwehr mit Sandsäcken ein Gewerbegebiet vor dem Wasser des eigentlich kleinen Flüsschens Else.

Gestern Morgen hatten vor allem Pendler die Folgen des Sturmtiefs zu spüren bekommen. Zahlreiche Bahnstrecken und Straßen waren durch umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste blockiert. In Selm im südlichen Münsterland prallte ein mit 70 Fahrgästen besetzter Regionalzug gegen einen Baumstamm. Die Bahn sprang aus den Schienen und holperte noch rund 120 Meter weit über die Bahnschwellen. Alle Fahrgäste blieben unverletzt. Sie mussten mit Hilfe der Rettungskräfte zu Fuß aus dem unzugänglichen Gelände bis zum nächsten Straße laufen und dort in Busse umsteigen. Zum Ärgernis von zahlreichen Pendlern hat „Burglind“ auch im Bahnverkehr von und nach Krefeld für Störungen gesorgt. Nach einem Blitzeinschlag in Oberkassel gegen 8.30 Uhr kam es auf der Strecke der Linie U76 zwischen der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Allee und Meerbusch-Landsknecht zu einem Stromausfall. Für zwei Stunden endeten die Bahnen aus Düsseldorf kommend an der Heine-Allee. Von Krefeld aus fuhr die U76 während der Störung nur bis zur Haltestelle am Landsknecht. Erst nachdem die Rheinbahn eine an der Prinzenallee liegengebliebene U76 ins Depot geschleppt hatte und der Strom wieder hergestellt war, konnte die Strecke gegen 10.30 Uhr freigegeben werden. Auf den Autobahnen war die Situation größtenteils entspannt. Laut Straßen.NRW gab es zwar einzelne Sperrungen — aber keine größeren Staus. Feuerwehr und Polizei mussten insgesamt zu mehr als 1500 Einsätzen ausrücken. Meist ging es um kleinere Notfälle, in Düsseldorf waren es rund 80 Sturmeinsätze.

Auch in den kommenden Tagen bleibt es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) windig, ungemütlich und regnerisch. Die Sonne lässt sich heute nur für wenige Minuten blicken. Der Dezember war übrigens seit Beginn der Wetteraufzeichnung mit 6,8 Stunden Sonne einer der dunkelsten. Zudem regnete es in NRW rund 30 Prozent mehr als sonst im Dezember. Den letzten richtig schönen Sonnentag gab es am 22. November mit 4,5 Stunden Sonnenschein.

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