Staranwalt Rolf Bossi beschimpft Wachtmeister

Gericht: Der bekannte Strafverteidiger geriet in Wut und muss nun mit einer Strafanzeige rechnen.

Düsseldorf. Unter den deutschen Strafverteidigern ist Rolf Bossi ein Superstar. Zu seinen prominenten Mandanten zählten Romy Schneider, Ingrid van Bergen, Kindermörder Jürgen Bartsch und einer der Entführer aus dem Gladbecker Geiseldrama. In den vergangenen Jahren ist es um den mittlerweile 84-Jährigen ruhig geworden. Gestern aber kehrte er mit einem großen Auftritt vor dem Düsseldorfer Landgericht zurück in die Öffentlichkeit und darf sich heute der Klatschspalten sicher sein.

Bossis Mandant, ein junger Roma, der gestern wegen brutalen Raubes zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, bat nach Prozessende, seine Familie noch einmal kurz sprechen zu dürfen. Während der Richter keine Einwände hatte, beriefen sich die Gerichtswachtmeister auf die Hausordnung und lehnten ab. Da geriet Bossi außer sich. "Das ist eine Unverschämtheit", brüllte er los. "So etwas habe ich in den 55 Jahren meiner Tätigkeit noch nie erlebt. Das ist schäbig."

Offenbar von dem Gefühlsausbruch seines Verteidigers ermuntert, wurde auch der Angeklagte laut. Er schlug auf den Tisch, sich selbst ins Gesicht und drohte: "Herr Richter, ich bringe mich um. Bitte nicht ins Gefängnis."

Die Situation eskalierte, als Bossi dann die Familie des Angeklagten aus dem Zuschauerraum in Richtung Anklagebank führen wollte. Die Ehefrau hatte mit den sechs Kindern und weiteren Angehörigen den Prozess die ganze Zeit über verfolgt.

Ein Wachtmeister stellte sich dem Anwalt in den Weg. "Das geht nicht, Herr Bossi." Der Jurist ließ sich nicht beruhigen. "Halten Sie Ihr Maul!", rief er wütend und schubste den Gerichtsmitarbeiter beiseite. Schließlich aber gelang es Richter und Staatsanwalt, Bossi zu besänftigen.

Der bekannte Anwalt hatte sich von Anfang an kämpferisch gegeben. "Die Prominentenfälle liegen hinter mir", sagte er vor Prozessbeginn. "Ich weiß nun, dass Macht und Reichtum der falsche Weg sind." Am Düsseldorfer Gericht prüft man nach dem gestrigen Vorfall, gegen Bossi Strafanzeige "wegen Widerstands gegen einen Vollstreckungsbeamten" zu stellen.

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