Spielzeug: Die Lego-Doktorin aus Essen

Sammlerin Sandra Barton hortet inzwischen rund 600 Kilo der bunten Plastik-Klötzchen.

Essen. Ein einzelner Plastikstein in der richtigen Farbe und aus dem richtigen Jahr macht Sandra Barton (38) glücklich. Sie hat unter ihrem Dach in Essen eine eigene Legowelt. Schlösser, Flugzeuge und Schiffe aus Legosteinen füllen den Raum. Doch sie sammelt nicht nur, sondern repariert auch in ihrer privaten Legowerkstatt alte Modelle für Freunde, Nachbarn und Sammler.

Jeder Stein hat eine winzig kleine Nummer. Die Baupläne geben vor, welcher Stein zu welchem Modell gehört. So entstehen in stundenlanger Arbeit Giraffen, Tankstellen oder Pyramiden. Es gibt über 50000 Nummern und mehr als 10000 Modelle. "Es ist wie Mumien ausgraben. Das Original wieder zu entdecken, ist das Tolle", sagt Sandra Barton.

Ungefähr 600 Kilo lose Legosteine sind in kleinen und großen Kisten fein säuberlich sortiert. Die eine Schublade offenbart Verkehrsschilder, die andere Tannenbäume. Chaos gibt es bei der Sammlerin nicht. Die kleinen Steinchen haben den Wert eines Mittelklassewagens.

Eines der ältesten Modelle ist ein gelbes Schloss aus den 70er Jahren. Mehrere hundert Euro würde Sandra Barton dafür bekommen. Aber nur doppelte Modelle werden bei ihr verkauft. Das Schloss würde sie niemals abgeben.

Seit fünf Jahren sammelt Sandra Barton die bunten Plastiksteine. Ihr Sohn Florian sollte mit einem Jahr eine Eisenbahn bekommen. Sie war aus Lego, und so fing alles an. Momentan hat ein Junge aus der Nachbarschaft eine kniehohe Kiste mit einzelnen Legosteinen zu Sandra Barton gebracht. Sie greift in den bunten Haufen und zieht einen Stein heraus.

Dieses Steinchen gehört zu einem armlangen "Sternenzerstörer" von Star Wars. "Der Junge will, dass ich ihn wieder aufbaue", sagt Barton. Mehrere Stunden wird sie dafür brauchen. Wenn Steine fehlen, greift sie auf ihr Ersatzteillager zurück. Sollte es in ihrer Werkstatt nicht den passenden Stein geben, sucht sie im Internet weiter. Ein Legostein kann je nach Sammlerwert zwischen zwei Cent und fünf Euro kosten.

Bis zu 30 Kilometer weit fährt Sandra Barton, um die Legokisten ihrer Kunden zu begutachten. In 22 Stunden hat sie aus der gesamten Kiste des Sohnes einer Düsseldorfer Familie zahlreiche Modelle gebastelt.

"Wie alte Omas vor dem Fernseher stricken, sortiere ich Legosteine", sagt Barton. "Warum sollen Erwachsene nicht mit Lego spielen? Wer sagt das?", fragt die Sammlerin. Aus einem "Haufen Nichts" ganze Welten entstehen zu lassen, ist der Reiz für Sandra Barton.

Zur Zeit bastelt sie für eine kleine Ausstellung Ende Dezember an einem Nachbau des Weltkulturerbes Zeche Zollverein in Essen. Rund 6000 Legosteine, eine Nachtschicht und viel Ruhe wird Sandra Barton dafür brauchen. Ihr Ehemann will ihr dabei helfen. Andere Modelle sind bereits in der Stadtteilbücherei in Essen-Werden ausgestellt. Irgendwann ein Museum zu eröffnen, ist Sandra Bartons Traum.

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