Soko „Tunnel“ schickt Kamera unter die Erde

Berlin (dpa) - Die Täter sollen sich als Bauarbeiter getarnt haben: Zur Aufklärung eines spektakulären Einbruchs in eine Berliner Bank hat die Polizei eine Sonderkommission „Tunnel“ gebildet.

Einen Tag nach der Entdeckung der aufwendig vorbereiteten Tat hatten die Fahnder mehr als 20 Hinweise. Eine heiße Spur sei allerdings nicht dabei, teilte die Polizei am Dienstag mit.

Nachbarn der Bank im Stadtteil Steglitz bemerkten in den vergangenen Monaten Bauarbeiter in der Umgebung der Tiefgarage. Die Polizei geht jetzt davon aus, dass die Täter so verdeckt arbeiten konnten. Der Abstellplatz in der Tiefgarage war bereits seit Februar 2012 gemietet. Vermutlich begannen die Einbrecher schon damals mit ihren Vorbereitungen und dem Graben.

Die Kriminalpolizei untersuchte den 30 Meter langen Tunnel am Dienstag zunächst mit einer Kamera auf Rädern, die von den Wasserwerken ausgeliehen war. Bislang habe noch kein Polizist den Tunnel betreten, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf der dpa. Man wisse nicht, ob der sehr professionell gebaute unterirdische Gang noch sicher sei und die Täter alle Stützen stehen ließen. Außerdem hätten sie ja ein Feuer gelegt, das möglicherweise die Sicherung beschädigte.

Das Wichtigste sei jetzt die gründliche Arbeit der Spurensicherung, so Neuendorf. Winzige Spuren und Details könnten zu einem Erfolg führen. „Es geht um akribische Kleinstarbeit.“ Bislang sei die Polizei mit zehn Kollegen bei der Arbeit. Die Untersuchung können aber noch viele Tage dauern. Eines sei aber klar: „Es waren auf jeden Fall keine Anfänger.“

Am Wochenende wurde nach Polizeiangaben ein Wachschutz der Bank alarmiert. Die Wachleute konnten aber nichts entdecken. Die Polizei fragt sich, ob die Täter bei ihrem Diebstahl unterbrochen wurden. Nur ein Drittel der 800 vermieteten Schließfächer wurde aufgebrochen. „Warum haben sie abgebrochen“, sagte Neuendorf. „Vielleicht ist doch etwas schief gelaufen?“

Bei dem Coup durchbrach die Bande auch Betonwände zu den Kellerräumen der Bank. Günstig für die Einbrecher war dabei, dass das Bankgebäude ein alleinstehendes Haus ist und daher wohl niemand nachts oder am Wochenende Lärm oder Vibrationen von Grabungsmaschinen im Boden bemerkte.

Wie viel Geld, Gold oder Schmuck die Räuber erbeutet haben, ist der Polizei nicht bekannt. Die jeweiligen Mieter der Schließfächer müssten dazu noch ihre Angaben machen.

Ein Schließfach kostet je nach Größe zwischen 45 und 170 Euro im Jahr. Nur wer eine eigene Versicherung für den Inhalt abgeschlossen hat, bekommt den Verlust des Inhalts ersetzt. Die Polizei hofft auf weitere Zeugen.

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