Sitzblockade bremst Atomtransport

Heftigste Proteste seit Jahren: Die Polizei zählt vor Beginn der Räumung am Nachmittag 1000 Menschen bei der Sitzblockade. Die Castor-Fahrt verzögert sich.

Gorleben. Mehr als tausend Demonstranten wollen den Atommüll-Transport nach Gorleben noch auf den letzten Kilometern aufhalten. Ihre Chancen, die Tieflader mit den elf Atombehältern tatsächlich längerfristig zu stoppen, sind schlecht - aber so schnell wollen sich die Demonstranten nicht mürbe machen lassen. Die Polizei hat Mühe, die Strecke zügig freizuräumen.

Manche Atomkraftgegner gehen mit ihrem Protest auch bis an Grenzen. Einige ketten sich an Betonpyramiden fest - so kompliziert, dass die Polizei trotz technischer Spezialausrüstung große Probleme hat, sie loszubekommen. Seelsorger und Rettungsfahrzeuge rücken an.

Wärmefolien liegen auf der Straße, dazwischen stehen vom böigen Herbstwind gebeutelte Zelte. Junge und alte Atomkraftgegner lagern direkt vor der Einfahrt zum Atommüll-Zwischenlager. Die Polizei zählt vor Beginn der Räumung am Nachmittag 1000 Menschen bei der Sitzblockade. Der 70-jährige Pit Loëf mit grauem Bart und Nordic-Walking-Stock sagt: "Wir sind darauf vorbereitet, bis zum Abend auszuharren."

Im ganzen Wendland herrscht schon seit Freitagabend, als der Atom-Zug aus Frankreich losrollte, Ausnahmezustand. Wasserwerfer sind postiert, Straßen abgeriegelt. Überall auf den Feldwegen patrouillieren Polizisten. Gerade auf der letzten 20 Kilometer langen Straßenetappe der hoch radioaktiven Fracht versuchen die Demonstranten, die Strecke zu blockieren.

In dem Örtchen Quickborn, einem idyllischen Fachwerkdorf, versperren Landwirte mit ihren Traktoren die Straße. Die Trecker stehen ineinander verkeilt, bei einigen sind Räder abmontiert, um zu verhindern, dass die Polizei sie wegfährt.

Am frühen Abend ist die Zufahrt vor dem Zwischenlager dann frei, nachdem die Protestierer dort einzeln von der Straße weggetragen wurden. Die acht angeketteten Demonstranten blockieren die letzte Etappe aber immer noch.

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