Sind die Stolpersteine Kunst oder Massenware?

Künstler streitet mit dem Finanzamt.

Köln. Der Künstler Gunter Demnig (63) erinnert mit „Stolpersteinen“ an Opfer des Nationalsozialismus. Jeder Messingstein ist vor dem letzten Wohnort des Verschleppten oder Ermordeten in den Gehweg eingelassen und trägt seinen Namen. Knapp 30 000 Steine hat der bei Köln lebende Künstler in den letzten 15 Jahren verlegt, auch im Ausland. Doch nun hat er schon seit einiger Zeit Ärger mit dem Finanzamt.

Ursprünglich wurden die Steine als Kunstwerke bewertet und unterlagen deshalb einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz: Statt 19 Prozent musste Demnig nur sieben Prozent zahlen. Doch mittlerweile verlange das Finanzamt den vollen Satz, da er die Steine, die er für je 95 Euro anfertigt, in so großer Zahl herstelle, sagt Demnig. „Die sagen, das wär sowas wie Fließbandarbeit, was nicht stimmt, denn jeder Stein ist handgefertigt, jedes Schicksal ist erforscht.“

Ein Mitarbeiter der Oberfinanzdirektion Rheinland lehnte eine Stellungnahme zu dem Fall ab, weil das Steuergeheimnis dies verbiete. Laut Demnig hat er sich mittlerweile so weit geeinigt, dass er wenigstens für die vergangenen sieben Jahre nicht mehr nachzahlen muss. „Ich kämpfe weiter, ich gebe so schnell nicht auf“, sagte er. „Das ist im Grunde ein Skandal. Die sehen überhaupt nicht, was dahintersteckt, die sehen darin ein Blechschild.“ lnw

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