Simbabwe: Tödliches Trinkwasser

Die Cholera-Epidemie stürzt das Land ins Chaos. Hilfsorganisationen schätzen, dass mehr als 300000 Menschen bedroht sind.

Harare. Die Lage ist dramatisch: 550 Menschen sind in Simbabwe schon an der Cholera gestorben, mehr als 12000sind infiziert - und die Seuche verbreitet sich wegen der schlechten hygienischen Verhältnisse bis in die Nachbarländer. "Das Gesundheitssystem ist völlig zusammengebrochen", sagte Shantha Bloemen von der Hilfsorganisation Unicef dem ZDF. "Der heftige Ausbruch hat die Kapazitäten des Systems überfordert."

In vielen Regionen gibt es keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr. Das Wasser wird durch das defekte Kanalisationssystem verschmutzt. "Und wenn es kein Leitungswasser gibt, fangen die Menschen an, alles zu trinken, was sie finden können", so Bloemen - und die Krankheit hat leichtes Spiel. Nach Angaben der Hilfsorganisation Oxfam sind mittlerweile mehr als 300000Bewohner des Landes schon so geschwächt, dass die Cholera-Epidemie für sie zur "ernsten Gefahr" werden könnte.

Jetzt hat der afrikanische Krisenstaat Simbabwe den Notstand ausgerufen. Das Gesundheitsministerium in Harare teilte mit, dass damit internationalen Organisationen die Möglichkeit zu einer groß angelegten Hilfsaktion gegeben wird. Die EU sagte bereits einen Millionenbetrag zu.

Drei Monate lang hatte das Regime von Robert Mugabe die Folgen der Cholera-Epidemie noch heruntergespielt. Krankenschwestern und Ärzte wurden von der Polizei verprügelt, als sie für eine Verbesserung der medizinischen Versorgung demonstrierten. Nun bittet der 84Jahre alte Despot das Ausland um Hilfe. US-Außenministerin Condoleezza Rice forderte am Freitag angesichts der humanitären Katastrophe den sofortigen Rücktritt Mugabes.

Viel Zeit bleibt den Helfern nicht: "Im Kongo hat die Regenzeit begonnen, die ersten Überschwemmungen in Simbabwe sind dann erfahrungsgemäß in ein, zwei Wochen zu erwarten", sagt Matthew Cochrane, Sprecher des Roten Kreuzes.

Hinzu kommt, dass sich die Helfer auf sehr dünnem Eis bewegen: Sie müssen Mugabe auch noch dankbar sein, dass sie zur Hilfe ins Land gelassen werden.

Skeptiker unter ihnen wagen daher kaum öffentlich auszusprechen, was viele denken: Der Notstand bedeutet noch nicht, dass die Hilfe für die Ärmsten der Armen nun anrollen kann. Viele befürchten vielmehr eine Situation, bei der der Staat ähnlich wie bei der Flutkatastrophe in Birma mit seinen strengen Vorgaben nur zögernd Hilfe von außen ins Land läßt - und versuchen wird, die Hilfe für seine eigenen Zwecke zu instrumentalisieren.

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