Mitarbeiter von Webasto betroffen Siebter Coronavirus-Fall in Bayern

München · Das neue Coronavirus scheint nur schwer zu stoppen zu sein. In Deutschland steigt die Zahl der bestätigten Fälle. Hoffnung macht die Tatsache, dass es trotz einer großen Zahl von Tests nicht noch wesentlich mehr Betroffene sind.

 Wegen mit dem neuen Coronavirus infizierten Mitarbeitern schließt der Automobilzulieferer Webasto seinen Stammsitz im oberbayerischen Gauting bis Sonntag.

Wegen mit dem neuen Coronavirus infizierten Mitarbeitern schließt der Automobilzulieferer Webasto seinen Stammsitz im oberbayerischen Gauting bis Sonntag.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Deutschland ist auf sieben gestiegen. Erstmals hat sich auch ein Kind hierzulande mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt. Vater ist ein infizierter Mann aus dem Landkreis Traunstein. Wie das bayerische Gesundheitsministerium am Freitagabend in München mitteilte, wurde zudem bei einem Mann aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck die Lungenkrankheit bestätigt. Er arbeitet wie die ersten fünf Infizierten in Deutschland beim Autozulieferer Webasto. Dort hatte seit Mittwoch eine Testaktion für Mitarbeiter stattgefunden. Von 128 am Abend (Stand 19.30 Uhr) vorliegenden Ergebnissen waren 127 negativ.

Mit dem Traunsteiner Fall ist zum ersten Mal in Deutschland ein Familienmitglied eines Infizierten erkrankt. Vater und Kind befinden sich nach Angaben der Behörden in einem Krankenhaus in Trostberg. Die Ärzte gehen davon aus, dass die ganze Familie infiziert ist - sie wurde auf eigenen Wunsch zusammen untergebracht. Die anderen Mitglieder müssten aber noch nachgetestet werden. Der Mann habe drei Kinder im Alter zwischen einem halben Jahr und fünf Jahren. Details wurden mit Verweis auf den Schutz der Familie nicht bekanntgegeben.

Über die ersten sechs Betroffenen hatte das Ministerium mitgeteilt, dass sie sich nach Angaben von Ärzten in einem stabilen gesundheitlichen Zustand befinden. Einzelheiten zu dem Infizierten aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck sollen am Samstag folgen.

Beim Autozulieferer Webasto im Landkreis Starnberg war vergangene Woche eine infizierte Kollegin aus China zu Gast, die ihre Erkrankung erst auf dem Rückflug bemerkt hatte. Das Unternehmen hatte vor Bekanntwerden des neuen Falles mitgeteilt, dass inzwischen zwei chinesische Mitarbeiter infiziert sind: Neben der bekannten Chinesin auch ein weiterer Chinese, der ebenfalls in Deutschland gewesen sei. Alle infizierten deutschen und chinesischen Mitarbeiter seien gemeinsam in verschiedenen längeren Meetings am Firmensitz der Zentrale in Stockdorf gewesen, hieß es in einer Mitteilung, die den siebten deutschen Fall noch nicht einbezieht. Der infizierte Mann aus China sei in einer Klinik in Schanghai. Webasto hat mehrere Standorte in China.

Der Firmensitz in Gauting-Stockdorf bleibe bis einschließlich Montag geschlossen, teilte das Unternehmen weiter mit. Ursprünglich sollte die Arbeit an diesem Tag wieder aufgenommen werden.

Nach den Coronavirus-Fällen im Landkreis Traunstein werden mögliche Personen, die länger Kontakt mit den erkrankten Familienmitgliedern hatten, ermittelt. Der Kindergarten, in dem das infizierte Kind war, bleibt den Angaben zufolge bis auf weiteres geöffnet. Zunächst werde ermittelt, ab wann das Kind infektiös war. Man wisse, wann es das letzte Mal im Kindergarten war, hieß es.

Die Angst vor dem Virus führt offenbar zur Ausgrenzung von Webasto-Mitarbeitern und deren Angehörigen. „Uns erreichen vermehrt Meldungen von Mitarbeitern, die nicht zur Risikogruppe gehören, dass sie und ihre Familien von Institutionen, Firmen oder Geschäften abgewiesen werden, wenn bekannt wird, dass sie bei Webasto arbeiten“, sagte Vorstandschef Holger Engelmann am Freitag. „Wir verstehen, dass die aktuelle Situation Menschen verunsichert und auch ängstigt, aber das ist eine enorme Belastung für die Familien unserer Mitarbeiter.“

Einer Sprecherin zufolge haben Mitarbeiter unter anderem berichtet, dass Arbeitgeber Eltern oder Ehepartner nach Hause geschickt hätten. Kinder seien von Kindergärten nicht mehr angenommen worden. In einem Fall habe es zudem eine Autowerkstatt mit Verweis auf das Virus abgelehnt, das Auto eines Mitarbeiters zu reparieren.

(dpa)
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