Düsseldorf Sex-Guru drohen 14 Jahre Haft

Der „Heilige“ und sein Loverboy sollen Frauen jahrelang auf den Strich geschickt und gequält haben.

Düsseldorf: Sex-Guru drohen 14 Jahre Haft
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Es ist ein seltsames Duo, das seit Dienstag auf der Anklagebank des Düsseldorfer Landgerichts sitzt. Mohamed A., 30 Jahre alt, soll als „Gesandter“ ein pseudo-religiöses System mit bizarren Ritualen entwickelt haben. Der Algerier mit dem dunklen Jackett habe auch seinen mutmaßlichen Komplizen gesteuert. Dem 26-jährigen Dennis B. wird vorgeworfen, als so genannter „Loverboy“ Kontakt zu jungen Frauen aufgebaut zu haben, um sie anschließend auf den Strich zu schicken. Die Opfer soll das Duo psychisch und physisch gequält und ausbeutet haben. Wegen schweren Menschenhandels, Geiselnahme, Vergewaltigung, Betrugs und gefährlicher Körperverletzung sind die beiden angeklagt. Die Staatsanwaltschaft hat bereits angekündigt, dass der „Sex-Guru“ mit einer Haftstrafe von bis zu 14 Jahren rechnen muss. Die beiden Angeklagten schwiegen zunächst.

Bereits im Sommer 2012 sollen sich Mohamed A. und Dennis B. dazu entschlossen haben, ihren Lebensunterhalt durch Prostitution zu verdienen. Der 26-Jährige soll dabei unter völliger Kontrolle des „Heiligen“ gestanden haben, der ihm auch Schlafenszeiten und Ausgaben einteilte. Der „Loverboy“ schnitt sich sogar einen kleinen Finger ab, um eines der Opfer unter Druck zu setzen.

Dabei bediente sich das Duo angeblich einer äußerst perfiden Methode. Anfang 2012 hatte Dennis B. eine 25-Jährige kennengelernt und war mit ihr eine Beziehung eingegangen. Er überredete sie, ein Darlehen von 20 000 Euro aufzunehmen, obwohl die Frau den Kredit niemals zurückzahlen konnte. Um die Bank zu täuschen, sollen Gehaltsabrechnungen gefälscht worden sein.

Nachdem das Geld auf dem Konto, war, musste die 25-Jährige die gesamte Summe abgeben. Als sie die Raten nicht bezahlen konnte, überredete Dennis B. die Frau, als Prostituierte zu arbeiten. Ihre gesamten Einnahmen aus Clubs in Düsseldorf, Köln und Roermond kassierten angeblich die beiden Angeklagten.

Ähnlich gingen der „Sex-Guru“ und sein Helfer laut Anklage auch bei drei anderen Opfer vor, wobei eine Frau sich weigerte, auf den Strich zu gehen. Im Glauben an die „übermenschlichen Fähigkeiten“ des 30-Jährigen soll eine Prostituierte bis zur völligen Erschöpfung ausgenutzt worden sein. Mehrmals sei sie beim Sex mit den Freiern eingeschlafen. Bis zum Februar vergangenen Jahres soll die Frau mehr als 300 000 Euro „angeschafft“ und abgeliefert haben.

Auch zu bizarren Ritualen auf einem Friedhof sei es gekommen. Dort soll der „Heilige“ nachts Sex mit der Frau gehabt haben, um ein „göttliches Kind“ zu zeugen. Dazu wurde ein Feuerwerkskörper in einem Baum abgebrannt.

Wenn die Opfer nicht genug Geld mitbrachten, kam es auch zu körperlichen Misshandlungen. Mohamed A. wird außerdem vorgeworfen, eine Frau in einem Düsseldorfer Hotel über Stunden vergewaltigt zu haben. Als der Staatsanwalt diesen Punkt der Anklage vortrug, schlug der 30-Jährige wütend auf den Tisch.

Mit einem Geständnis könnten die Angeklagten den vier Frauen einen Auftritt im Zeugenstand ersparen. Bereits am Dienstag teilte das Gericht mit, zwei Frauen werde man notfalls per Videokonferenz vernehmen, um ihnen die persönliche Begegnung mit ihren mutmaßlichen Peinigern zu ersparen. In dem Fall wäre auch die Staatsanwaltschaft bereit, über eine Reduzierung der Strafe zu reden. Sie hält zurzeit für Mohamed A. 14 Jahre für angemessen, im Fall eines Geständnisses seien zehn Jahre und sechs Monate denkbar. Dennis B. soll für acht bis zehn Jahre hinter Gitter.

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