Schussfahrt an der Zielgruppe vorbei

Der Wintersport hat ein Image- und Nachwuchsproblem: Statt junger Menschen düsen immer mehr Ältere die Pisten hinab.

Wien. Junge Damen aus dem Flachland lauschen frühmorgens vor einer Bergkulisse gebannt den Ausführungen ihres kernigen Skilehrers. Dieses Klischee ist für alpenländische Ausbilder Geschichte. Die Zielgruppe heute: der rüstige „Silver Ager“ jenseits der 60, der am Nachmittag zwischen Massagetermin und Gourmet-Hüttenabend mal eben eine Stunde lang unter Anleitung den Hang herunterrutschen will.

„Wir haben ein erhebliches Nachwuchsproblem“, sagt der Präsident des Internationalen Skilehrerverbandes Interski, Erich Melmer. Doch nicht nur die Skilehrer klagen, auch für andere Sparten wird Wintersport in den Alpen ein zunehmend schwieriger Markt.

„Das große Thema ist, wie bringen wir Kinder wieder auf die Piste“, sagt Melmer. Der Nachwuchsmangel ist laut Melmer international: Auch die USA und Kanada hätten mit Desinteresse zu kämpfen. Was wohl auch mit den Preisen zu tun hat. Wintersport gilt als teures Vergnügen.

Früher kamen einige Kinder in Deutschland zumindest durch die Schul-Skiwochen mit den weißen Massen in Kontakt. Doch auch die gibt es seltener. „Immer mehr Schulen verzichten nach der Einführung des achtstufigen Gymnasiums auf Winterfahrten, weil keine Zeit dafür da ist“, sagt Barthle. Dabei lerne man heute Skifahren so schnell wie nie.

Dennoch bemühen sich Verbände und Politik um den Nachwuchs: Als neue Zielgruppe wurden die bisher im Skisport nur schwach vertretenen Kinder mit Migrationshintergrund entdeckt, deren Schneebegeisterung über spezielle Aktionen geweckt werden soll. „Natürlich steht dahinter auch ein geschäftliches Interesse, aber es ist auch ein Beitrag zur Integration“, sagt Melmer.

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