Gericht Schüsse auf Profiboxer: Prozess nach Attentat auf Manuel Charr

Profiboxer Manuel Charr trifft erstmals wieder auf den Mann, der ihn vor sechs Monaten offenbar erschießen wollte. Der mutmaßliche Schütze kommt nun in Essen wegen versuchten Mordes vor Gericht.

Boxer Manuel Charr bei einem Fototermin in Hamburg. Archivfoto.

Boxer Manuel Charr bei einem Fototermin in Hamburg. Archivfoto.

Foto: Rolf Vennenbernd

Essen. (dpa) Der Schuss ging direkt in den Unterbauch: Vor sechs Monaten ist Profiboxer Manuel Charr in einem Essener Döner-Imbiss Opfer eines Attentats geworden. Dass er überlebt hat, war Glück. Von Donnerstag an steht der mutmaßliche Schütze in Essen vor Gericht. Offenbar ging dem Attentat ein Streit um die Boxerehre voraus. Die Anklage lautet auf Mordversuch.

Es war die Nacht zum 2. September 2015: Charr hatte wenige Tage zuvor einen Kampf gegen den Letten Mairis Briedis verloren. Der Schwergewichtler war in der fünften Runde zu Boden gegangen und schien sogar kurz bewusstlos geworden zu sein. Im Internet waren daraufhin spöttische Filmsequenzen und Kommentare aufgetaucht - wohl auch von dem Angeklagten. „Die beiden Männer kannten sich“, sagt Johannes Hidding, Pressesprecher des Essener Landgerichts. „Es hatte wohl Streit gegeben.“ Außerdem sei ein Film von der Niederlage bei Facebook eingestellt worden. Möglicherweise hatte Charr am Ende sogar selbst bewusst die Konfrontation gesucht.

Laut Anklage hat er dem 25-jährigen Essener vor der Tat mitteilen lassen, dass er nun in der Stadt sei. Kurz darauf soll der Angeklagte aufgetaucht und sofort eine halbautomatische Kurzwaffe gezogen haben. Charr war durch den Schuss lebensgefährlich verletzt worden. Er musste sechs Stunden lang notoperiert werden. Trotzdem hatte er offenbar schon kurz danach wieder mit dem Training begonnen. Auf seiner Facebook-Seite gibt es ein Video, das ihn bei Kraftübungen im Krankenhaus zeigen soll. Auf dem Oberkörper des Boxers sind zwei lange Narben zu sehen.

Der Angeklagte war nach der Tat zwölf Tage lang untergetaucht, hatte sich dann aber selbst der Polizei gestellt. Seitdem sitzt der 25-Jährige in Untersuchungshaft. Nach Angaben des Essener Landgerichts werden die beiden Männer schon am ersten Verhandlungstag aufeinandertreffen. Charr ist am 3. März für 11.00 Uhr als Zeuge geladen. Als Opfer und Nebenkläger kann er aber auch schon von Anfang an an der Verhandlung teilnehmen.

Charr hatte seine erste Niederlage als Profiboxer am 8. Oktober 2012 gegen den damaligen WBC-Weltmeister Vitali Klitschko kassiert. Ein Jahr später war er als Teilnehmer der TV-Sendung „Promi Big Brother“ einem breiten Fernsehpublikum bekannt geworden. Das Essener Schwurgericht hat für den Prozess zunächst sieben Verhandlungstage bis zum 21. März angesetzt.

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