Lawinengefahr Schnee-Chaos - Tausende Touristen stecken zeitweise fest

Wien/München · Wintersportler dürfte es mancherorts freuen, Reisende waren wohl zunehmend genervt: Schneemassen im Alpenraum blockieren den Straßen-, Bahn- und Flugverkehr. Für abreisende Urlauber ist in einigen österreichischen Skigebieten kaum ein Durchkommen.

 Umgestürzte Bäume liegen am Rand der verschneiten Autobahn A8 bei Siegsdorf.

Umgestürzte Bäume liegen am Rand der verschneiten Autobahn A8 bei Siegsdorf.

Foto: dpa/Bernd März

Bei heftigem Schneefall sind viele Urlauber auf dem Rückweg aus den Weihnachtsferien in Österreich stecken geblieben. Tausende Touristen waren zeitweise in den großen österreichischen Skigebieten Obertauern und Saalbach-Hinterglemm eingeschlossen. Die Zufahrtsstraßen wurden gesperrt, weil das Risiko von Lawinenabgängen zu hoch war. Für eine Lawinensprengung wurde außerdem die für den Reiseverkehr wichtige Tauernautobahn gesperrt.

Zweithöchste Lawinenwarnstufe im Alpenraum

Im gesamten deutschen Alpenraum galt am Sonntag die zweithöchste Lawinenwarnstufe. Schnee verschüttete am Samstag in den Chiemgauer Alpen eine junge Tourenskifahrerin, die dabei ums Leben kam. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab wegen der Schneemassen Unwetterwarnungen heraus. Straßen-, Bahn- und Flugverkehr wurden erheblich behindert.

Während sich die Situation am Flughafen München entspannte, meldete die Deutsche Bahn etliche Streckensperrungen. Auf den Straßen kam es zu vielen Unfällen - nicht nur in und an den Alpen in Bayern und Österreich, sondern etwa auch im Schwarzwald.

Schwere Unfälle, mehr als 100 Flüge fallen aus

In Oberbayern starb ein 19-Jähriger bei einem Autozusammenstoß auf schneeglatter Straße nahe Bad Tölz. Vier weitere Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, zwei davon schwer. Ein 23-Jähriger war auf die Gegenfahrbahn geraten und in die Beifahrerseite des anderen Autos gekracht. In der Nähe des Chiemsees wurde die Autobahn 8 bei Siegsdorf zeitweise gesperrt, weil Bäume unter der Schneelast auf die Fahrbahn ragten. In München wurden Linienbusse, die sich festgefahren hatten, von der Feuerwehr wieder flott gemacht.

Am Münchner Flughafen waren Räumdienste am Dreikönigswochenende fast ununterbrochen damit beschäftigt, die Start- und Landebahnen von den Schneemassen zu befreien. Für Sonntag wurden nur noch 15 Annullierungen erwartet, wohingegen tags zuvor noch 130 Flüge ausfielen. Hunderte Flugzeuge hatten zum Teil erheblich Verspätung.

Bahnreisende brauchten besonders in Bayern viel Geduld: Der starke Schneefall behinderte den Zugverkehr vor allem südlich und westlich von München. Etliche Verbindungen im Allgäu und zum Beispiel Richtung Garmisch-Partenkirchen waren bis auf weiteres gesperrt. „Wir sind seit der Nacht mit allen verfügbaren Kräften vor Ort, um die Strecken so schnell wie möglich wieder befahrbar zu machen“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Sonntagmorgen. Wegen der schweren Schneelast fielen Bäume in Gleise und auf Oberleitungen.

Glück im Unglück hatten rund 300 Reisende, deren Nachtzug nach Zürich in der Nähe von Kitzbühel in Österreich mit einem umgestürzten Baum kollidierte. Nach vier Stunden auf offener Strecke wurden die Waggons in einen Bahnhof geschleppt, wo die unverletzten Passagiere mit warmen Getränken versorgt wurden.

12.000 Wintersportler eingeschlossen

Im österreichischen Saalbach-Hinterglemm waren zeitweise rund 12 000 Wintersportler eingeschlossen. Rund 50 Prozent der Urlauber kommen hier aus Deutschland. Sie seien nicht in Gefahr, beruhigte Bürgermeister Alois Hasenauer. „Wir sind im Ort gut versorgt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Im Skigebiet Obertauern sollte am Sonntag ein Konvoi für abreisende Gäste organisiert werden.

Unter der Schneelast zusammengebrochene Bäume verursachten auch Stromausfälle in Österreich. In Tirol warnten die Behörden wegen der Gefahr von Baumstürzen vor Wanderungen. „Ich rate der Bevölkerung, diese Tage auf Waldspaziergänge zu verzichten und generelle Vorsicht im Freien walten zu lassen“, teilte der Verwaltungschef des Bezirks Kufstein, Christoph Platzgummer, mit.

Nach Angaben des Lawinenwarndienstes Bayern galt am Sonntag im gesamten deutschen Alpenraum die zweithöchste Lawinenwarnstufe vier. Das bedeutet, dass sich große Lawinen schon durch ihr Eigengewicht und damit ohne menschliche Einwirkung auslösen können. Bei einem Lawinenabgang am Teisenberg in den Chiemgauer Alpen starb eine 20-jährige Frau. Nach Polizei-Angaben war sie am Samstag in einer Gruppe von insgesamt sechs Tourenskifahrern unterwegs, als sich bei der Abfahrt ins Tal eine Lawine löste. Die junge Frau aus dem Berchtesgadener Land wurde komplett verschüttet. Ihre Begleiter wurden von dem Schneebrett nicht erfasst.

Am Sonntag hielt im Alpenraum der starke Schneefall an, bereits in den Vortagen war verbreitet mehr als ein Meter Neuschnee gefallen. Die Experten erwarteten für die nächsten Tage eine leichte Entspannung der Lawinenlage, wenn sich die Neuschneemengen setzen.

Die Aussichten

Die neue Woche beginnt der Vorhersage zufolge in Deutschland meist bedeckt und besonders in der Osthälfte gebietsweise mit Regen oder Sprühregen. Im Süden und in den östlichen Mittelgebirgen soll es teils bis in tiefe Lagen schneien, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. An den Alpen nehme die Intensität der Schneefälle ab. Für den Westen und Nordwesten Deutschlands erwartete der DWD oft trockenes Wetter. Im Laufe des Montagnachmittags sei jedoch von der Nordsee her mit neuem Regen zu rechnen.

(dpa)
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