Schmacht, Sehnsucht, Schmerz: Lana del Rey und die Liebe

Berlin (dpa) - Es ist schlicht, ein wenig kitschig, ja, aber am Ende doch immer wahr. Wahr ist das Thema, von dem Lana del Reys Lieder handeln, und es ist natürlich das große alte Thema der Popmusik: die Liebe.

Bei der schönen US-Sängerin mit den rotblonden Locken bedeutet sie Schmacht, Sehnsucht und Schmerz, und das getragen von einer so vollen, samtigen Stimme, dass die 25-Jährige regelmäßig mit der verstorbenen Soul-Diva Amy Winehouse verglichen wird. Es wäre ein Wunder, wenn del Rey mit ihrem Debütalbum „Born To Die“ nicht ähnlich erfolgreich wird.

Seit del Reys Single „Video Games“ an einem Sommertag im August auf der Internet-Plattform YouTube auftauchte, lechzen die Fans nach mehr. Zu schön war diese melancholische Retro-Pop-Ballade, dessen Video den Glanz des alten Hollywood der 60er Jahre beschwört, all das in verblichenen, verwaschenen Bildern, der Super-8-Optik, die Nostalgiker so lieben. Mehr als 20 Millionen Mal wurde der Clip zu der großen Liebeshymne bis heute im Internet angeklickt, die Musikkritiker jubeln seitdem und der Hype um Lana, diesem Mädchen mit dem Schmollmund und der großen Stimme, will nicht abreißen.

Jetzt also kommt das Album. Zwölf Lieder sind das, in denen del Rey die alte Geschichte von einer Frau erzählt, die einen Mann liebt, von dem sie weiß, dass er ihr wehtun wird. „Don't make me sad, don't make me cry“ (Mach mich nicht traurig, bring mich nicht zum Weinen), fleht sie im feierlichen Titelsong „Born To Die“ - aber natürlich ist dieses Flehen vergebens. Nie besingt del Rey das Glück der Liebe, nie die Vollendung des Traums. Es ist zwar stets diese kompromisslose Liebe für die Ewigkeit, aber eine, die quälen wird: „There is no remedy for memory“ (Es gibt kein Mittel gegen Erinnerung), haucht Lana und schwört später ihrem „Million Dollar Man“: „I'd follow you down, down, down“ (Ich folge dir nach unten, unten, unten).

All das klingt getragen und melancholisch, oft düster, manchmal morbid, aber immer feierlich, immer groß, was wohl auch an den Streichern liegt und den Chorelementen, von denen die Lieder leben. „Born To Die“ ist damit eine Mischung aus Sixties-Soul und modernem Pop, der auch mit Hip-Hop-Elementen spielt. Im Grunde aber sind es Lieder, bei denen man die Augen schließen muss. Wer das nicht kann, sollte Lana abschalten und Lady Gaga hören.

So künstlich deren Musik klingt, so künstlich ist am Ende aber auch del Rey selbst, die Sängerin. Eine, die kein Fleischkleid tragen würde, sondern auf den Glamour der Sechziger setzt. Del Rey wurde als Retro-Diva erfunden, und das muss man genau so sagen, denn vor drei Jahren gab es diese große Stimme schon einmal auf CD: Von Lizzy Grant, wie Lana del Rey eigentlich heißt. Das Mädchen aus New York wollte aber niemand so recht hören. Also kreierte das Produzententeam Guy Chambers und Eg White, die schon Robbie Williams und Adele Ruhm bescherten, eine melancholische White-Trash-Diva mit Sehnsuchtsblick.

Denn zu den Gerüchten um Lana del Rey gehört auch das der schäbigen Wohnwagensiedlung, in der sie angeblich mal leben musste. Ob das stimmt oder nicht - del Reys Vater ist ein nicht gerade armer Internetunternehmer - gehört zu den Rätseln dieser gehypten Sängerin, von der im Grunde ja auch egal ist, ob sie Lana oder Lizzy heißt, Fleischkleid oder Schlauchkleid trägt, so lange sie weiter so schöne Lieder über die Liebe singt.

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