Schimpanse Cheetah ist tot

Palm Harbor (dpa) - Sie verband eine Affenliebe: Als sich Tarzan alias Johnny Weissmüller in den 30er und 40er Jahren von Baum zu Baum schwang, schlug sich Schimpanse Cheetah mit ihm stets treu durch dick und dünn.

Dem kurz beschurzten Dschungelmann sollen über die Jahre gleich mehrere Schimpansen zur Seite gestanden haben. Einer von ihnen sei nun an Heiligabend im Alter von etwa 80 Jahren an Nierenversagen gestorben, teilte das Tierheim Suncoast Primate Sanctuary im US-Bundesstaat Florida mit. Allerdings: Erst vor wenigen Jahren hatte sich eine Story über einen Affen-Methusalem und Tarzan-Begleiter aus Kalifornien schon einmal als nicht ganz stimmig herausgestellt.

Cheetah habe Fingerfarben, Football und christliche Musik geliebt, sagte Tierheim-Sprecherin Debbie Cobb der Zeitung „Tampa Bay Tribune“. „Er hat nie viel Ärger gemacht.“ Ihren Worten zufolge trat der Schimpanse zwischen 1932 und 1934 an der Seite Weissmüllers (1904-1984) auf, in den Schwarzweiß-Filmen „Tarzan der Affenmensch“ und „Tarzans Vergeltung“. Insgesamt produzierte Hollywood bis 1948 zwölf Filme mit dem ehemaligen Schwimmstar als Dschungelheld.

Debbie Cobb zufolge kam Cheetah etwa 1960 in das Tierheim, heute leben dort 15 Primaten. Er habe es gemocht, wenn Menschen lachten, erzählt die Sprecherin. „Er war sehr mitfühlend. Er wusste genau, ob ich einen guten oder einen schlechten Tag hatte. Wenn er dachte, ich sei schlecht drauf, versuchte er ständig, mich zum Lachen zu bringen.“ Sein hohes Alter überrascht indes: Laut Cobbs werden Schimpansen in Freiheit im Schnitt 25 bis 35, in Gefangenschaft 35 bis 45 Jahre alt.

Erst vor wenigen Jahren hatte eine ähnliche Geschichte über einen Affen-Greis mit angeblicher Filmbiografie für Aufsehen gesorgt. Bei Recherchen über den angeblich ältesten Primaten der Welt - den Schimpansen eines Tierheims in Kalifornien, der ebenfalls Tarzan-Komparse gewesen sein soll - stieß ein US-Autor 2007 auf erhebliche Ungereimtheiten. Derart viel stimmte nicht, dass das C.H.E.E.T.A. Primate Sanctuary in Palm Springs auf seiner Webseite einräumte: „Unser Cheeta ist wahrscheinlich nicht so alt, wie wir dachten.“ Und es sei „schwierig“ herauszufinden, in welchen Filmen, der Affe aufgetreten sei, wenn überhaupt. „Wie es scheint, werden die Fakten über Cheetas Vergangenheit ein Hollywood-Mysterium bleiben.“

In den Tarzan-Filmen mit Weissmüller füllten über die Jahre acht verschiedene Schimpansen die Rolle des Cheetah aus, wie das Filmportal imdb.com schreibt. Die erste Begegnung mit seinem tierischen Filmpartner sei etwas ruppig verlaufen: Der Affe habe die Zähne gefletscht und Anstalten gemacht, anzugreifen. Weissmüller habe daraufhin sein Tarzan-Messer gezogen, es dem Schimpansen vor die Nase gehalten und dem Tier mit dem Griff auf den Kopf geschlagen. Als Weissmüller dem Schimpansen dann die Hand entgegengesteckte, habe der Affe schließlich mit einer Umarmung geantwortet.

Nicht immer nahm ein Zusammentreffen des mehrfachen Weltrekord-Schwimmers mit einem Primaten ein gutes Ende: Unvergessen ist jene Episode aus dem Aktuellen Sportstudio von 1971, als ein mitgebrachter Schimpanse Weissmüllers Frau Maria ansprang und ihre Perücke klaute.

Über den nun gestorbenen Cheetah, ob Ex-Filmstar oder nicht, kann das Tierheim nur Gutes - oder zumindest amüsantes - berichten. Er habe sich von seinen Artgenossen im Suncoast Primate Sanctuary abgehoben, weil er aufrecht wie ein Mensch habe stehen können, sagte Pfleger Ron Priest der Zeitung „Tampa Bay Tribune“. Und wenn der Schimpansen-Greis jemanden nicht mochte, bewarf er ihn kurzerhand mit seiner Hinterlassenschaft. „Er konnte Dich auf zehn Metern Entfernung treffen - durch die Gitterstäbe hindurch.“

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