Terror-Hintergrund möglich Tote und Verletzte - Mutmaßlicher Schütze vom Straßburger Weihnachtsmarkt als Gefährder bekannt

Straßburg · Bei einer Schießerei auf dem Weihnachtsmarkt in Straßburg sind am Dienstagabend nach Behördenangaben vier Menschen getötet und elf verletzt worden. Die Polizei geht von einem terroristischen Hintergrund aus.

Trotz umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen ist der Straßburger Weihnachtsmarkt zum Ziel eines tödlichen Anschlags geworden: Ein Mann, der als potenzieller Gefährder polizeibekannt ist, eröffnete am Dienstagabend das Feuer, dabei wurden mindestens vier Menschen getötet. Mindestens Elf weitere wurden nach Polizeiangaben schwer verletzt. Auf der Flucht wurde der Schütze von Soldaten angeschossen. Polizei und Staatsanwaltschaft vermuteten ein terroristisches Motiv.

Bei der Verfolgung des flüchtigen Schützen gab es nach Polizeiangaben Schusswechsel. Der Mann habe sich in Straßburg "verschanzt", teilte die Polizei mit. Die Innenstadt war abgeriegelt, das Innenministerium rief die Bürger auf, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Mutmaßlicher Täter der Polizei bekannt

Die Polizei kannte nach eigenen Angaben die Identität des Mannes. Für ihn war eine Gefährderakte - eine so genannte "Fiche S" - angelegt. Darin verzeichnen die Sicherheitsbehörden potenzielle Verdächtige wie etwa gewaltbereite Islamisten, von denen eine Gefahr für den Staat ausgehen könnte. Nach Angaben des Innenministeriums war der Mann auch wegen gewöhnlicher krimineller Delikte aktenkundig.

Angreifer sollte verhaftet werden

Der Straßburger Angreifer sollte nach Medienberichten eigentlich am Dienstagmorgen verhaftet werden. Wie der Sender France Info am Dienstagabend unter Berufung auf Polizeiquellen berichtete, war der Mann jedoch nicht zu Hause. Demnach wird ihm versuchter Mord vorgeworfen. Es handele sich um einen 29-Jährigen.

Straßburgs Weihnachtsmarkt gilt als potenzielles Anschlagsziel und ist deswegen besonders gesichert. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron entsandte Innenminister Christophe Castaner an den Tatort und ließ sich nach Angaben seines Büros laufend über die Ereignisse informieren. Das Innenministerium sprach von einem "ernsthaften Sicherheitsvorfall".

Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft leitete noch am Abend eine Untersuchung wegen des Verdachts auf "Mord und Mordversuch im Zusammenhang mit einer terroristischen Unternehmung" und wegen "Bildung einer kriminellen terroristischen Vereinigung" ein.

Augenzeugen berichteten, dass gegen 20.00 Uhr mehrere Schüsse zu hören gewesen seien. Die Menschen in den Gassen hätten die Flucht ergriffen. "Wir haben mehrere Schüsse gehört, vielleicht drei, und dann haben wir Leute rennen sehen", sagte eine Augenzeugin zu AFP. "Eine von ihnen ist gestürzt - ich weiß nicht, ob sie gestolpert ist oder getroffen wurde."

Europäischen Parlament abgeriegelt

Nach den Schüssen auf dem Weihnachtsmarkt riegelte die Polizei auch das Gebäude des Europäischen Parlaments in Straßburg ab, wie ein AFP-Reporter berichtete. Dort finden in dieser Woche Plenarsitzungen des Parlaments statt, hunderte Abgeordnete und ihre Mitarbeiter halten sich deshalb in der Stadt auf. Wegen der polizeilichen Absperrung konnten Parlamentarier, Mitarbeiter und Journalisten das Gebäude am Abend zunächst nicht verlassen.

Der Straßburger Weihnachtsmarkt ist einer der ältesten und größten in Europa. Nach Angaben der Stadt gibt auf dem Markt in der historischen Innenstadt rund 300 Buden. Der Markt zieht viele Besucher in die elsässische Stadt. Er gilt seit längerem als potenzielles Ziel für eine Terrorangriff und wird deswegen verstärkt von der Polizei bewacht.

Täglich sind rund 300 Polizisten und 160 private Wachleute auf dem Weihnachtsmarkt im Einsatz. Die Zufahrt für Autos ist drastisch eingeschränkt, Betonblöcke sollen Auto-Attentäter abhalten.

"Die Terrorgefahr ist sehr hoch", hatte Frankreichs Innenstaatsekretär Laurent Nuñez im November bei einem Besuch zu Beginn des Straßburger Weihnachtsmarkts gesagt. "Die Vorkehrungen sind getroffen, um dieses für Straßburg und Frankreich so wichtige Ereignis mit seinen vielen Besuchern aus aller Welt zu sichern."

(AFP/dpa)
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