Porträt Schauspieler Jochen Horst ist ein smarter Familienmensch

Hamburg · Jochen Horst muss im Fernsehen oft den wilden Mann geben, doch privat liebt er „Ruhe, Wärme, Beschaulichkeit“.

 Jochen Horst (mitte), als Paul in der Komödie "Unsere Frauen" von Eric Assous. Seine Mitspieler sind Bernhard Bettermann (li.) und Mathias Herrmann (re.).

Jochen Horst (mitte), als Paul in der Komödie "Unsere Frauen" von Eric Assous. Seine Mitspieler sind Bernhard Bettermann (li.) und Mathias Herrmann (re.).

Foto: Sergej Lepke

Er kann so nobel blicken, als hätte man es immer noch mit dem in die Jahre gekommenen Junggrafen Guldenburg aus den 80ern zu tun. Dann wieder wirkt er so smart wie einst sein "Balko"-Kommissar. Doch besonders gern, schon um diesem Image entgegenzuwirken, mimt Jochen Horst biedere Spießer wie im letzten Jahr in der Sat.1-Komödie "Wie verführe ich meinen Ehemann?" oder heute erneut bei Sat.1 im Thriller "Späte Rache - Eine Familie wehrt sich", hier allerdings mit wilder Vergangenheit.

Der 46-Jährige lebt mit der Familie auf Mallorca

Denn dieser Georg Lhmann ist nur vermeintlich der etwas dröge Familienvater, über dessen lasche Erziehungsprinzipien sich seine Frau Ina (Susanna Simon) dauernd ärgert. Er hat eine sorgsam getarnte Undercover-Vergangenheit, in der er einst einen Drogenbaron hinter Gitter gebracht hat, der nun Rache nehmen will. 90 nervenzerrende Minuten lang dauert die Hatz, und Jochen Horst als Lohmann war begeistert dabei: "Hier konnte ich einen recht besonderen Kriminaler-Typ schaffen. Daran fehlt es etwas, finde ich, in der derzeitigen deutschen Krimi-Landschaft, an den Schimanskis und ähnlich farbkräftigen Erscheinungen."

Es gab Zeiten, in denen die Branche scherzte, am Vorabend habe man ausnahmsweise einen Film ganz ohne Jochen Horst gesehen. Das ist vorbei. In den vergangenen Jahren hat sich der 46-Jährige etwas rarer gemacht, viel abgesagt. "Ich habe einfach erkannt, dass ich die Prioritäten etwas anders setzen muss." Dann darf es auch mal Theater sein, "obwohl sich das finanziell kaum lohnt". In Hamburg spielt er gerade die Hauptrolle in einer Dramatisierung von Hermann Hesses "Steppenwolf", wo ihm ein mäkelnder Kritiker prompt bescheinigte, zu schön für den Hesse-Helden zu sein. Horst lacht darüber. Denn wichtiger als jede Rolle und alle Kritik bleibt ihm der private Kreis, die Familie: "Ich bin ein Familienmensch, jawohl. Ich bin von ihr fast abhängig."

Mit seiner zweiten Frau Tina und den beiden Kindern lebt er inzwischen nicht mehr in Berlin, sondern in Palma: "Andere leisten sich den Riesenwagen, ein Riesenhaus. Wir leisten uns Ruhe, Wärme, Beschaulichkeit."

Wird dies die letzte Station einer Lebensreise sein, die den geborenen Osnabrücker schon nach England, Australien und Südfrankreich führte, ohne dass er irgendwo eine Heimat gefunden zu haben scheint?

Er schüttelt den Kopf: "Die ewige Unruhe bleibt. Die Suche nach dem Paradies auf Erden hält an." Am ehesten noch, er ahnt es, findet es sich im Kreis von Frau und Kindern.

Die Familie im "Späte Rache"-Film wird böse auf die Probe gestellt, als der Finsterling mit seinen Killern auf der Türschwelle des Verstecks steht. Schon wirft sich der Vater schützend vor seine Lieben, und dazu nickt Jochen Horst: "Das musste ich nicht groß spielen. In solchen Momenten war die Rolle, sagen wir mal, sehr nahe bei mir dran."

Privat ist Vater Horst, anders als der Filmpapa, nach eigener Einschätzung eher streng: "Ich achte nun mal auf Manieren, bin dagegen, dass man bei Tisch rülpst und schmatzt. Und gegen ,bitte’ und ,danke’ ist auch so viel nicht einzuwenden." Dennoch haben ihn seine beiden Kinder noch nie als "peinlich" empfunden: "Jedenfalls haben sie das noch nicht zu mir gesagt.

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