Zwischen Fiesta und Grusel „Sant Antoni“ und der Tanz der Teufel auf Mallorca

Palma (dpa) - Eben noch hatten sie draußen mit zwei Teufeln getanzt. Jetzt stehen hunderte Menschen in einer Kapelle im Dorf Artà auf Mallorca und besingen, begleitet vom örtlichen Musikverein, ganz christlich das Leben des Heiligen Antonius.

Immer am 16. Januar feiern die Menschen in einigen Dörfern in das Fest „Sant Antoni“ am 17. Januar hinein - zwischen religiöser Verehrung und gruseligen Fiestas samt Feuer, Musik und Dämonen. Das kuriose Fest - eines der wichtigsten Mallorcas - lockt mittlerweile auch viele Touristen an.

Petra Schmitz ist eigens aus Manderscheid in der Eifel nach Artà im Nordosten der Insel gereist - so wie bereits in den vergangenen Jahren. „So ganz verstehe ich das Fest immer noch nicht“, sagt sie. „Aber mich faszinieren die Musik und natürlich auch die Teufel.“

Andere, wie der 15-jährige Simon Torwie, der als Sohn deutscher Eltern auf Mallorca aufgewachsen ist, freuen sich schon von früh morgens an auf das Spektakel. „Ich bin heute extra um sieben Uhr aufgestanden“, erzählt er. Auf das Fest könne er einfach nicht verzichten, so der Schüler.

Woher kommt die teuflische Tradition? Der Heilige Antonius lebte im dritten Jahrhundert in Ägypten. Er stammte aus einer reichen Familie, soll der Legende nach aber im Alter von 20 Jahren sein Hab und Gut verkauft haben und in die Wüste gezogen sein. In seiner Einsiedelei erschien ihm mehrmals Satan, der ihn peinigte und in Versuchung führen wollte. Der Renaissancemaler Hieronymus Bosch verewigte diese Szenen meisterhaft in seinem Gemälde „Die Versuchungen des Heiligen Antonius“.

Auf Mallorca wollen die Feste an die Standhaftigkeit des Einsiedlers erinnern. Jedes Dorf hat seine eigenen „dimonis“, wie die Teufel auf Katalanisch heißen, mit speziellen Masken und Kostümen. Im Dorf San Pobla im Norden der Insel tanzen die Teufel um einen Mann in brauner Kutte mit weißem Bart herum - den Heiligen Antonius - und versuchen ihn auch heute noch zu locken. Vergeblich: Er bleibt standhaft.

Manolo Sánchez ist seit 25 Jahren „dimoni“ in Sa Pobla. „Die Begeisterung, die ich schon als Kind für die Teufel hatte, hat nie nachgelassen“, sagt der 55-Jährige hinter seiner schwarzen Maske aus der bedrohlich zwei Hörner ragen. Die schwarzen Teufel seien „wilder und frecher“ und stachelten die Menschenmenge dadurch mehr an als ihre rot gekleideten Kollegen, die überwiegend am Tanz interessiert seien, sagt Sánchez.

In Sa Pobla ist die Fiesta seit 1365 dokumentiert. Dennoch wirkt sie alles andere als altbacken: Dichtgedrängt stehen die Menschen trotz Nieselregens an der zentralen Plaça Major, um den Tanz der Teufel zu sehen, begleitet von einer Kapelle aus Bläsern, Trommlern und dem traditionellen Instrument namens Ximbomba. Danach gibt es eine Licht-Show samt Feuerwerk. Fast wirkt die Inszenierung inmitten der alten Häuser wie eine surreale Hollywoodproduktion. Dann schließlich werden die „foguerons“ gezündet, riesige Lagerfeuer - ein Überbleibsel eines heidnischen Winterfestes.

„Das Fest hat sich sehr verändert, seit ich klein war“, sagt Antoni Torrens. „Früher sind die Menschen mit Karren ins Dorf gefahren. Vor 20 Jahren hat dann diese Eventisierung begonnen, um die Menschen aus anderen Dörfern herzulocken.“ Dennoch hat „Sant Antoni“ für den 79 Jahre alten Apotheker seinen Zauber nicht verloren. „Es ist ein Fest, bei dem es egal ist, wie viel Geld einer hat, wie alt er ist oder welche Hautfarbe er hat. Alle sind an diesem Abend gleich.“

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