Sanifair: Das Geschäft mit dem Geschäft an den Raststätten

Laut rbb werden jährlich Sanifair-Gutscheine im Wert von 20 Millionen Euro nicht eingelöst. Das Unternehmen bestreitet die Zahl.

Eine Leuchtreklame von "Sanifair" an einer Raststätte. Archivbild.

Eine Leuchtreklame von "Sanifair" an einer Raststätte. Archivbild.

Foto: bb

Düsseldorf. Das Sanifair-Angebot: 70 Cent für eine saubere Toilette, 50 Cent davon als Gutschein zum Einkauf in der angeschlossenen Autobahnraststätte. Das Ergebnis: zerknickte Gutscheine, die in Autofächern, Hosentaschen oder Portemonnaies vergeblich auf Einlösung warten.

Der weit verbreiteten Alltagserfahrung ist der Sender rbb jetzt mit einer repräsentativen Verbraucherumfrage nachgegangen. Danach lösen 49 Prozent der Toilettenbesucher ihre Gutscheine immer oder meist ein, 51 Prozent dagegen selten oder nie. Befragt wurden gut tausend Erwachsene aus dem gesamten Bundesgebiet. Das rbb-Verbrauchermagazin „Super.Markt“ hat daraus einen jährlichen Schätzwert von rund 20 Millionen Euro errechnet, die verfallen und so in den Kassen der Franchise-Partner des Sanifair-Mutterkonzerns Tank & Rast verbleiben.

Laut rbb hängt die niedrige Einlösequote offenbar auch mit den sehr hohen Preisen an vielen Raststätten der Tank & Rast-Gruppe zusammen. So kauften Journalisten des Magazins einen halben Liter stilles Wasser an einer Autobahnraststätte für 2,79 Euro. Dasselbe Produkt kostete im nur 20 Kilometer entfernten Autohof gerade 1,40 Euro. Die Idee, die Benutzer der Sanifair-Toiletten über den Gutschein auch in die Gastronomie der Raststätte zu locken, gehe durch diese Preispolitik immer weniger auf. In einer Stellungnahme gegenüber der Westdeutschen Zeitung erklärt Tank & Rast, man könne die Ergebnisse der rbb-Umfrage nicht nachvollziehen. „Die von der Redaktion gezogenen Rückschlüsse bezüglich der tatsächlichen Nicht-Einlösequote von Sanifair-Wertbons sind falsch.“ Andere Zahlen nennt das Unternehmen allerdings nicht.

Deutschlandweit gibt es mittlerweile mehr als 410 Sanifair-Toilettenanlagen an Raststätten, daneben eine wachsende Zahl in Bahnhöfen und Einkaufszentren. Die dort erworbenen Gutscheine lassen sich allerdings meist nicht in allen Geschäften vor Ort und schon gar nicht an Autobahnen einlösen. Begründet wird das mit den laut Sanifair im Gegensatz zu den Raststätten nicht einheitlichen Einlöse-Bedingungen in den verschiedenen Einkaufszentren.

Dafür bleibe aber der Wert der Raststätten-Bons im Jahr der Ausgabe und in den drei folgenden Jahren gültig und könne auch in allen deutschen Tank & Rast-Betrieben mit Sanifair-Anlagen in unbegrenzter Anzahl zusammen eingelöst werden. „Aufheben lohnt sich“, so das Unternehmen.

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