Polizei Salafistischer Hassprediger ist spurlos verschwunden

Der in Wuppertal zu einer Haftstrafe verurteilte Salafist Hasan K. wird jetzt mit Haftbefehl gesucht.

Polizei: Salafistischer Hassprediger ist spurlos verschwunden
Foto: Uli Preuss

Solingen. Hasan K. sollte in diesen Tagen seine Haft antreten - doch der Hassprediger aus Iserlohn-Hemer ist spurlos verschwunden. Der 31-Jährige gilt als einer der einflussreichsten salafistischen Agitatoren in NRW. So war er auch der Organisator der Gegendemonstration zum 1. Mai 2012, die in massiven Übergriffen auf Polizeibeamte in Solingen endete.

„Wir suchen ihn inzwischen mit Haftbefehl. Aber er scheint sich durch Flucht seiner Haftstrafe entzogen zu haben“, sagt Oberstaatsanwalt Hans-Joachim Kiskel (Wuppertal). „Wir können derzeit nur vermuten, dass er sich mit seiner Familie in den Nahen Osten abgesetzt hat — wie zuvor bereits viele seiner radikalen Glaubensbrüder auch.“

Das Wuppertaler Landgericht hatte Hasan K., der sich in seinen Internetauftritten Abu Ibrahim nennt, zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Er hatte am 1. Mai 2012 die Demonstration gegen die rechtspopulistische Partei Pro NRW angemeldet — in unmittelbarer Nähe der inzwischen vom Bundesinnenminister verbotenen radikal-safafistischen Moscheegemeinde „Millatu Ibrahim“.

Als Mitglieder von Pro NRW die umstrittenen Mohammed-Karikaturen zeigten, kam es zur Eskalation: Die Gegendemonstration mit rund 100 Salafisten aus ganz Deutschland endete in einer Straßenschlacht mit der Polizei. Vermummte und gewaltbereite Salafisten stürmten die Absperrungen, die die Polizei zwischen den verfeindeten Gruppen aufgebaut hatte. Steine flogen, Beamte wurden mit Fahnenstangen attackiert. Acht Polizisten wurden verletzt.

Im ersten Verfahren im Sommer 2013, damals noch vor dem Solinger Amtsgericht, wurde Hasan K. wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und besonders schwerem Widerstand gegen Polizeibeamte zu einer neunmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Konkrete Straftaten gegen die Beamten vermochte damals das Gericht dem Hassprediger nicht nachzuweisen. Die Staatsanwaltschaft fand das Urteil zu milde. Ihrer Meinung nach war der Angeklagte Organisator und später auch Rädelsführer der Salafisten. Er habe die Gruppe auf Gewalt eingeschworen.

Damals galt Solingen noch als Hochburg der radikalen Islamisten. Hasan K. war nach Meinung der Ermittler derjenige, der auch auswärtige Salafisten nach Solingen gelockt und der vor allem im Internet zu Gewalt gegen Andersdenkende aufgerufen hatte. Prediger Hasan K. galt als geistiger Anstifter des Salafismus in Solingen.

Seine Propaganda im Internet spielte in dem Verfahren in Wuppertal eine besondere Rolle. In fünf Verhandlungstagen werteten die Richter eine Vielzahl von Agitationsfilmen aus. Die Wuppertaler Richter gingen in ihrem Urteil nicht von einer Spontan-Demonstration aus, sondern sahen in Hasan K. nicht nur den Verantwortlichen für die Demo, sondern auch für die Übergriffe. Die Gewalt gegen die Polizei sei abgesprochen gewesen.

Hasan K. blieb trotz des Urteilsspruchs vorerst auf freiem Fuß. Sein Kölner Verteidiger legte Revision beim Bundesgerichtshof ein. Die aber wurde vor kurzem verworfen. Seitdem fehlt von Hasan K. und seiner Familie jede Spur.

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