Sahara-Sand: Die Wüste schwebt

Feinster Staub aus Afrika hat sich am Mittwoch im Rheinland niedergelegt. Grund ist eine außergewöhnliche Wetterlage.

Düsseldorf. Die Wüste rückt bis ins Rheinland vor. Deutliches Zeichen war gestern Früh der feine Sahara-Sand auf den Autos. Eine ungewöhnliche Großwetterlage transportiert derzeit heiße Luft mit einer starken Strömung direkt aus der Sahara nach Deutschland - mit dabei sind die winzigen, gelblichen Wüsten-Teilchen.

"Das ist ein seltenes Naturphänomen", erklärt Jens Hoffmann, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. Über dem Südwesten und Westen Europas liegt ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet, das bis nach Nordafrika reicht.

"Dort wird Luft aus der Sahara angezapft", so Hoffmann. Gegenüber dem Tief, das sich gegen den Uhrzeigersinn dreht, hat sich über dem Balkan und dem östlichen Mittelmeer ein Hochdruckgebiet ausgebildet, das sich im Uhrzeigersinn dreht.

Durch die Drehbewegungen der beiden Druckgebilde entsteht ein starker Luftstrom von Süd nach Nord. "Diese Strömung ist sehr lang und sehr gerade. Wie auf einer Autobahn wird damit Luft von Süden nach Norden transportiert", sagt Hoffmann.

Mit der Luft kommen auch kleine Partikel Sahara-Sand, die über der nordafrikanischen Wüste in obere Luftschichten gelangen, Tausende von Kilometern weit über das Mittelmeer und die Alpen verfrachtet werden und schließlich irgendwann zu Boden gehen.

Unproblematisch sind die Grüße aus der Sahara nicht: In den letzten Jahre ist die atmosphärische Staubmenge um ein Drittel gestiegen. Forscher wie Prof.

Jost Heintzenberg vom Institut für Troposphärenforschung in Leipzig sind besorgt: "Mineralstaub ist die wesentliche Aerosolquelle, einem Gemisch aus festen und/oder flüssigen Schwebeteilchen und Luft.

Das sind ein bis zwei Gigatonnen pro Jahr, viel mehr als der Mensch an Masse produziert. Deswegen hat es auch sicher einen großen Effekt auf Wetter und Klima."

Doch die Wüstenwanderung hat auch ihre gute Seite und beeinflusst den Nährstoffkreislauf in den Regenwäldern Ecuadors. So sorgen Calcium und Magnesium im Wüstensand aus Afrika dafür, dass der stark gefährdete Tropenwald wieder einen Wachstumsschub erhält.

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