Ruhrpott-Tropfen: Ein Weinberg am Hochofen

75 Rebstöcke in Duisburger Landschaftspark. Erster Jahrgang 2014.

Duisburg. Duisburgunder, Meidericher Eisenkopf und Emscher Hanglage: Den ersten Ruhrpottwein gibt es noch gar nicht, aber er hat schon viele Namen. Verkosten kann man ihn erst in drei Jahren. In Sichtweite eines stillgelegten Hochofens auf einem ehemaligen Industriegebiet wächst seit einigen Tagen ein kleiner Weinberg. 300 Liter Wein im Jahr soll er künftig einmal produzieren. „Dann stoßen wir mit unserem eigenen Rot- und Weißwein an“, freut sich Ralf Winkels, Prokurist des Duisburger Landschaftspark.

Zum Einpflanzen der Setzlinge kam Anfang des Monats die badische Weinkönigin Katja Bohnert höchstpersönlich. Auf 100 Quadratmetern pflanzte sie gemeinsam mit fünf Mitarbeitern des Landschaftsparks Nord im Schatten der stillgelegten Hochöfen 75 Rebstöcke.

Das Ruhrgebiet als Weinanbauregion? Der Klimawandel macht es möglich. Duisburg wird vom Deutschen Wetterdienst mit Heidelberg als wärmster Ort Deutschlands geführt. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt demnach bei etwa 11C. Regen gibt es am Niederrhein ebenfalls genug.

Die Bodenbeschaffenheit hatte im Vorfeld ein Expertenteam erkundet. „Wir haben für die Bedingungen am Ort optimale Rebsorten ausgesucht, die nun in Duisburg gedeihen sollen“, sagt Winkels, der durch das Experiment unverhofft auch noch zum Jungwinzer geworden ist. Ohnehin ist sein Alltag abwechslungsreich: Die 200-Hektar-Industriebrache in Duisburg mit Hallen, Speichern und alten Anlagen wird für Firmenevents, Messen, Hochkultur und Freizeitangebote vom Hochseilparcous bis zum Tauchzentrum im ausrangierten Gasspeicher genutzt.

Garant, Galanth und Solaris heißen die Pflanzen, aus denen der Wein entstehen soll. „Das sind seltene Rebsorten, die aber sehr widerstandsfähig gegen Pilzbefall und Schädlinge sind“, so Winkels. Zum Geschmack des Tropfens kann der Prokurist noch nichts sagen. „Ob der Wein lieblich, trocken oder halbtrocken sein wird, entscheidet sich erst beim Keltern. Darauf haben wir keinen Einfluss.“

Der Duisburger und sein Wein. Ob das eine dauerhafte Beziehung wird, muss sich noch zeigen. „Für uns ist das eher ein Hobby“, erklärt Winkels. „Wir wissen noch nicht, mit wie viel Aufwand und Kosten die Pflege der Rebstöcke verbunden ist.“ Als erste Maßnahme wurden die 75 Rebstöcke umzäunt. Damit soll Mundraub verhindert werden. Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen, dass Besucher die Duisburger Trauben probieren werden. Deshalb will Winkels künftig bei seinem täglichen Spaziergang mit Labrador „Sam“ am Weinberg vorbeigehen und ein Auge auf die jungen Weinstöcke werfen.

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