Ronnie Biggs: Ein Postzugräuber ohne Reue

Am Donnerstag vor 50 Jahren erbeuteten 15 Herren im Anzug bei einem spektakulären Überfall zweieinhalb Tonnen Bargeld.

London. Es war das „Verbrechen des Jahrhunderts“: 15 Gangster stoppen am 8. August 1963 den mit Geldsäcken beladenen Postzug zwischen Glasgow und London - und entkommen mit einer Beute von 2,6 Millionen Pfund. Das waren damals etwa 28 Millionen Mark (etwa 14 Millionen Euro). Die Tat ging als „Großer Postzug-Raub“ in die Geschichte ein, die Täter gelten als legendär.

Der Berühmteste der Gang, der seit heute 84-jährige Ronnie Biggs: Nach dem Raub wurde er gefasst und 1964 zu einer langen Haftstrafe verurteilt. 15 Monate später seilte Biggs sich mit einer Strickleiter an einer Mauer des Londoner Wandsworth-Gefängnisses ab. In Paris ließ er sich das Gesicht umoperieren und floh nach Rio de Janeiro. Seine Frau und Kinder ließ er nachkommen.

Auf seine Art genoss er das süße Leben in Südamerika, obwohl ihm die britische Polizei immer auf den Fersen war. Da Großbritannien bei seiner Ankunft in Rio kein Auslieferungsabkommen mit Brasilien hatte, konnte sich Biggs relativ frei bewegen. Eine Zeit lang blieb er unbehelligt, da seine damalige brasilianische Freundin schwanger war. Ein Gesetz verbot zu der Zeit die Auslieferung der Eltern eines brasilianischen Staatsbürgers.

Als bekannter Gauner bekam er keine Anstellung, also lud er gegen Bezahlung Touristen zu Grillfesten in seinen Garten ein — und prahlte dann von dem berühmten Raubüberfall. Zeitweise machten Biggs T-Shirts und Kaffeebecher in der brasilianischen Metropole die Runde. Er entdeckte auch eine musikalische Ader und nahm unter anderem mit den Toten Hosen zwei Lieder auf.

Nach einem jahrzehntelangen Exil zog es Biggs zurück in die Heimat. Er kam 2001 gesundheitlich stark angeschlagen nach Großbritannien zurück, wurde sofort verhaftet und kam wieder ins Gefängnis. 2009 wurde er nach mehreren Schlaganfällen wegen seiner gesundheitlichen Probleme aus der Haft entlassen, erholte sich aber.

Zum 50. Jahrestag des Raubs verspürt Biggs, der für sich nur eine kleine Rolle als Handlanger bei dem Überfall attestiert, so etwas wie Stolz. „Wenn ihr mich fragen wollt, ob ich es bereue, einer der Zugräuber gewesen zu sein, würde ich Nein sagen“, sagte er der britischen Zeitung „Daily Mirror“.

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