Rocker-Krieg: Landesregierung will Ermittlungen verstärken und zentralisieren

Düsseldorf/Duisburg. Nach dem Mord an einem Mitglied der Rockergruppe „Bandidos“ in Duisburg ist der Konflikt mit den rivalisierenden „Hells Angels“ im Rheinland am Wochenende eskaliert.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung kündigte am Montag ein verstärktes Vorgehen gegen die Rocker an.

Die Duisburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Landfriedensbruchs. Mitglieder der beiden verfeindeten Rockerbanden hatten sich am Samstagabend in Duisburg eine Massenschlägerei geliefert. Wenige Stunden später wurde in das Solinger Clubhaus der „Hells Angels“ eine Handgranate geworfen, die nicht explodierte.

Die Antwort ließ erneut nicht lange auf sich warten: In Essen wurde kurz darauf ein Lokal der „Bandidos“ unter Beschuss genommen. „Wir dulden in Nordrhein-Westfalen keine rechtsfreien Räume und keine Selbstjustiz“, sagte NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) am Montag.

Ermittlungen und Einsätze im Rockermilieu sollen künftig zentral aus Münster gesteuert werden. Vor drei Wochen war ein „Bandidos“-Mitglied in Duisburg erschossen worden. Der Tatverdächtige gilt als „Hells Angels“-Sympathisant. Die CDU-Landtagsfraktion forderte, ein Verbot der Rockergruppen sofort zu prüfen.

Wolf äußerte sich aber skeptisch über die Wirksamkeit lokaler Verbote der Rockergruppen. „Reflexhafte Verbotsforderungen helfen nicht weiter“, sagte er. So hätten sich die „Hells Angels“ nach ihrem Verbot 2001 in Düsseldorf an anderem Ort unter anderem Namen schnell wieder zusammengefunden.

„Das hat nicht den erhofften Erfolg gehabt.“ Für ein bundesweites Verbot sei das Bundesinnenministerium zuständig. Die Polizei geht von handfesten wirtschaftliche Interessen hinter dem Rocker-Krieg aus. „Wir vermuten schon, dass es da um Gebietsansprüche und um Marktanteile geht“, sagte Thomas Jungbluth, Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt (LKA) Düsseldorf, dem Radiosender WDR 5.

Die Art der Brutalität und der gewaltsamen Auseinandersetzungen seien ein deutliches Indiz dafür. Die Ermittlungsverfahren der vergangenen Jahre zeigten, dass die Rockerbanden nicht nur durch Gewalt auffallen, sondern auch durch Drogenhandel, Waffenbesitz und Aktivitäten im Rotlichtmilieu und in der Türsteher-Szene.

Nach LKA-Angaben sind die „Hells Angels“ in NRW in sieben „Chartern“ organisiert und haben 150 Mitglieder. Die „Bandidos“ kommen mit ihren 16 Chaptern auf 200 Mitglieder.

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