Robert Enke Biografie: „Denke an diese Tage“

Zehn Monate nach dem Tod Robert Enkes ist eine Biografie über den Nationaltorwart erschienen. Sie ist beeindruckend.

Düsseldorf. "Robert Enke", schreibt Ronald Reng, "machte nie Scherze. Aber er war auf wunderbar schwerelose Weise glücklich, wenn andere in seiner Nähe albern waren." Ein Satz wie in Stein gemeißelt. Der die Gedankenwelt in Gang bringt, Bilder hervorruft von dem Fußball-Nationaltorwart. Bilder aus den Medien. Der depressiv war, wie es sich am Folgetag seines Todes offenbarte. Annähernd ein Jahr, nach dem sich Robert Enke an einem Bahnübergang das Leben genommen hat, ist eine beeindruckende Biografie erschienen. "Ein allzu kurzes Leben".

Dass mit Autor Ronald Reng einer der besten deutschen Sportjournalisten mit Enke befreundet war, macht aus diesen 400 Seiten etwas ganz Nahes. Rengs Blick ist nicht voyeuristisch. Er ist geschärft von der Beziehung, von den Erzählungen von Enkes Frau Theresa. Von den Tagebüchern des Torwarts. "Denke an diese Tage", schreibt Enke als Mahnung für schlechte Zeiten, wenn er Gutes wahrnehmen konnte. Eindringlich. Für ihn selbst - und nun den Leser.

"In seinen schwarzen Stunden", sagt Reng, "hat Robbie sich vorgeworfen, dass er nichts anderes könne als Fußball spielen."

Erste erkennbare Zeichen einer Depression zeigten sich zu seiner Zeit als Torwart in Mönchengladbach, wo er 1997 dritte Wahl war. "Er wollte nicht mehr zum Training", war ängstlich. Seine Frau ließ Vater Enke, einen Psychotherapeuten, einfliegen. "Gib dem Tag eine feste Struktur", riet er. Helfen kann er nicht.

Der Torwart ließ sich eine Grippe verschreiben, damit er dem Trainingslager ausweichen konnte. Bei Benfica Lissabon unterschreibt er einen Millionenvertrag - und liegt darauf heulend im Bett. Selbst bei der Nationalmannschaft verfolgte Enke 2009 die Depression. Ein Sprungtest für Torhüter bei schlimmster Depression? Wieder attestierte der Arzt einen Virus. Klinisch depressiv sei er 2003 und 2009 gewesen, sagt der Autor. "In all den Jahren dazwischen war Robert frei von den Symptomen und so, wie ihn die Menschen wahrgenommen haben. Er hat sich nicht verstellt."

Reng wollte dieses Buch nicht schreiben. Dass er es doch tat, liegt an Enke selbst, der beseelt davon war, einmal eine Biografie mit seinem Freund zu schreiben. "Auch, weil er in seiner Depression im Gefühl eingesperrt war, er dürfe niemandem von seiner Krankheit erzählen", sagt Reng. Das Schreiben übernahmen jetzt andere. In Enkes Sinn.

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