Ratan Tata: Der Vater des Billigautos

Ratan Tata hat mehr als zehn Jahre an seinem Plan festgehalten, ein Billigauto für die indische Mittelschicht zu entwickeln.

Neu Delhi. Auf diesen Tag hat Ratan Tata seit mehr als zehn Jahren gewartet - die Vorstellung des Tata Nano. 1440 Euro soll der Kleinstwagen in Indien kosten und mittelständischen Familien eine sichere Alternative zum Mofa bieten. Große Automobilkonzerne hatten das Lieblingsprojekt des 71-Jährigen kritisch beäugt - und im Vorfeld verkündet, dass es praktisch unmöglich sei, ein solches Billigauto auf den Markt zu bringen.

Davon ließ sich der angesehene indische Unternehmer nicht aus der Ruhe bringen. Und auch nicht von der Verzögerung, die durch die Verlegung der Produktionsstätte entstanden ist.

Das Unternehmen Tata Motors musste nach wochenlangen gewaltsamen Protesten der ehemaligen Landbesitzer, die sich nach dem Landverkauf ausgenutzt fühlten, einen Standort im Bundesstaat Westbengalen aufgeben und eine neue Produktionsstätte aufbauen.

Ratan Tata, der Leiter der Tata-Gruppe,m hält an seinen Visionen fest. Und an seinen Versprechen: Der Preis für das Kleinstauto, dessen Käufer auf jeglichen Komfort wie Klimaanlage, elektrische Fensterheber oder Servolenkung verzichten müssen, soll nicht angehoben werden - egal wie stark die Preise für die Rohstoffe steigen werden. "Ein Versprechen ist ein Versprechen", sagt der Konzernboss.

Ob sein Wort auch in Deutschland gilt? Nach dem Start in Indien will Tata nämlich auch eine Version für den deutschen und europäischen Markt entwickeln. Hierzulande könnte der indische Volkswagen rund 5000 Euro kosten, kündigte Ratan Tata kürzlich in der "Bild"-Zeitung an.

Der Fünfsitzer mit dem sparsamen 33-PS-Motor, der wie beim VW-Käfer im Heck sitzt, soll dann alle europäischen Abgas- und Sicherheitsstandards erfüllen.

In der indischen Presse wird Tata immer als tadelloser Geschäftsmann mit feinen Manieren beschrieben. Er trinkt nicht, er raucht nicht. Er sei ein Einzelgänger, der gerne zu Fuß zur Arbeit geht. Tata lebt zurückgezogen in der Finanzmetropole Bombay, eine Etage unter seiner Stiefmutter.

Aber es gibt auch einen wagemutigen Ratan Tata. Der setzt sich ans Steuer eines F-16-Kampfjets und fährt gerne schnelle Autos. Und auch im Geschäft scheut er keine Risiken.

Die Markteinführung des Nano ist nicht die erste Gelegenheit, bei der Tata die westliche Wirtschaftswelt verblüfft. 2007 kaufte er die Firma Corus und schuf ein neues Stahl-Imperium. Ein Jahr später erwarb er die Jaguar und Land Rover.

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