Räume von mutmaßlichem NS-Verbrecher durchsucht

Düsseldorf/Dortmund (dpa). Das Wohnhaus eines 88-jährigen mutmaßlichen NS-Verbrechers aus dem Rhein-Sieg-Kreis ist am Donnerstag von der Polizei durchsucht worden.

Er steht im Verdacht, als Wachmann im Vernichtungslager Belzec von Anfang 1942 bis Mitte 1943 an der Tötung von mehr als 400 000 Juden beteiligt gewesen zu sein. Außerdem soll er Anfang bis Mitte 1943 "eigenhändig aus niedrigen Beweggründen und grausam" etwa zehn Juden erschossen haben.

"Belastendes Material konnte nicht gefunden werden", teilte das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf nach der Durchsuchung mit. Der Mann habe in einer Vernehmung eingeräumt, als Wachmann in dem Lager in Südostpolen eingesetzt gewesen zu sein. Eine konkrete Beteiligung an Tötungen habe er jedoch bestritten.Der Mann arbeitete bis zu seinem Ruhestand als Handwerker im Bundesbauministerium in Bonn.

Die Ermittlungen werden von der "Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen" in Dortmund geleitet. Die für NRW zuständige Behörde ist eine Abteilung der Staatsanwaltschaft Dortmund.

Die Ermittlungen gegen den 88-Jährigen kamen durch den Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk, der derzeit in München läuft, ins Rollen. Nach Angaben des Dortmunder Staatsanwalts Andreas Brendel wurden dabei Aussagen russischer Zeugen aus den 40-er und 60-er Jahren bekannt, die sich auf den ehemaligen Wachmann beziehen.

Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg habe dann Vorermittlungen gegen den Verdächtigen durchgeführt. Die Ermittler bezweifeln, dass noch Zeugen leben. Dies soll jedoch noch genau überprüft werden. Auch beim Landeskriminalamt befasst sich eine Ermittlungskommission mit dem Fall. Ein Haftbefehl soll nicht beantragt werden. Es bestehe keine Fluchtgefahr, sagte Brendel.

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