Rätsel um die Frau im Betongrab

Leiche von junger Mutter gefunden. Stiefvater unter Verdacht.

Rätsel um die Frau im Betongrab
Foto: dpa

Essen. Die Idylle mit Gartenzwerg ist zerstört: Neben dem in die Jahre gekommenen blauen Holzhäuschen einer Schrebergartensiedlung im Essener Norden fanden die Ermittler am Dienstag die Leiche einer 23 Jahre alten Frau. Madeleines Grab war ein Erdloch von 1,30 Metern Tiefe, darüber Schichten aus Erde und Beton. Die Parzelle hatte ihr Stiefvater (47) gepachtet. Wegen des Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord sitzen er und sein Sohn, Madeleines Halbbruder (21), nun in Untersuchungshaft.

„Wir haben die Leiche gefunden, allerdings gibt es noch viele, viele Fragen“, sagt Eckhard Harms, Leiter der Mordkommission in Gelsenkirchen. „Wir stehen fast am Anfang der Ermittlungsarbeit“, sagt Birgit Jürgens, Oberstaatsanwältin in Essen. Über den Tathergang wissen die Ermittler noch wenig. Weitere Untersuchungen stehen aus.

Was sicher ist: Am Dienstag vergangener Woche brachte die junge Mutter aus Gelsenkirchen ihre zwei Jahre alte Tochter in die Kita und verschwand danach spurlos. Ihre Leiche wurde eine Woche später gefunden. Die Obduktion ergab Ersticken als Todesursache. Beklemmend sind die offenen Fragen: Lebte sie noch, als sie, geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt, in die Grube geworfen wurde? Vielleicht erwürgte man sie, vielleicht erstickte sie in ihrem Grab unter Beton und Erde. Laboruntersuchungen sollen Aufschluss geben.

Und dann ist da noch der Hinweis von Staatsanwaltschaft und Polizei auf mögliche Hintergründe, auf einen „Bruch in der Familie“. Demnach könnte ein Tatmotiv in einer vorangegangenen Tragödie liegen: Der Stiefvater hat den Angaben zufolge Madeleines Tochter gezeugt.

Wegen sexuellen Missbrauchs suchte sie vor mehr als einem Jahr Hilfe, erstattete Anzeige gegen den Mann ihrer Mutter. Seither ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen den 47-jährigen Essener. Dass es bislang noch nicht zu einer Anklage gekommen sei, habe auch daran gelegen, dass ein Glaubwürdigkeitsgutachten so lange gedauert habe, erklärt Jürgens.

Schon am Tag nach ihrem Verschwinden sei Madeleines Familie in den Kreis der Verdächtigen geraten, berichtet Kriminalhauptkommissar Harms: Falsche Alibis und Lügenkonstrukte nährten den Verdacht. Schließlich tauchte der Mann ab — angeblich nach Sachsen. Es sei auch nicht auszuschließen, dass er in Essen blieb, vielleicht in der Laube war.

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