Rachida Dati: Madame belieben anzuecken

Porträt: Die französische Justizministerin Rachida Dati ist sehr ehrgeizig, sehr elegant und mittlerweile sehr umstritten.

Paris. Beim Fußball-Testspiel der Franzosen gegen Ecuador hatte Nicolas Sarkozy seine Justizministerin Rachida Dati vorige Woche demonstrativ auf der Ehrentribüne in der Reihe hinter sich platziert. Eine klare Botschaft an die vielen, die sich schon freudig die Hände rieben und ihren Sturz voraussagten.

Noch hält der Präsident freilich die schützende Hand über seine umstrittene Vorzeigeministerin, die er vor allem als "Symbol einer geglückten Integration" ins Amt gehievt hat. "Einige haben lange gebraucht, mich Madame la Ministre zu nennen. Das blieb ihnen förmlich im Hals stecken", sagt Dati.

Für die Top-Juristen im Ministerium am schicken Pariser Platz Vendôme, zwischen dem Hotel Ritz und den Edel-Juwelieren, war die Berufung der kleinen Richterin zur Amtschefin vor einem Jahr in der Tat ein Schock: die Tochter eines eingewanderten marokkanischen Maurers, der neben Rachida noch zehn weitere Kinder zeugte, ihre Jugend in einer tristen Vorstadt im Burgund, die himmelweit vom Pariser Mikrokosmos entfernt liegt.

Im Justizpalast kam es offenbar zum Zusammenprall der Kulturen. Oder gibt es zu viele in der präsidialen Umgebung, die ihr den steilen Aufstieg neiden? Tatsache ist, dass neun Mitarbeiter im vergangenen Jahr die Flucht vor der Chefin ergriffen, die fehlende Erfahrung mit Autorität und Härte kompensiert. Inzwischen hat die 43-Jährige ihren Pressestab verdoppelt. Der soll endlich für positive Berichte sorgen.

Das wird schwierig. Madame leistet zwar ein gewaltiges Arbeitspensum, hat aber wie ihr Mentor zugleich einen ausgeprägten Hang zu Luxus und Glamour. In ihrem opulenten Ministerbüro hängt ein Foto, das sie in Dior-Robe auf dem Titelblatt des Klatschmagazins "Paris Match" zeigt. Dass sie ihren Repräsentationsetat auch für Strumpfhosen, Kostüme, Restaurants und Kosmetik um 30 Prozent überzog, sorgte für allerlei Häme.

Dati sei ein "fashion victim", modesüchtig also, lästern selbst Sarkozys enge Mitarbeiter. Unlängst erst hatte ihr ein Parlamentarier der Linken an den Kopf geworfen, sie besichtige Gefängnisse in einer Pose wie andere die Stufen des Festivalpalastes von Cannes emporschritten. Da war sie tödlich beleidigt.

"Du bist nicht in Disneyland. Du bist in der Politik. Also kämpfe", hat der Präsident geantwortet, wenn sie sich bei ihm über die bissigen Bemerkungen beklagt. Auch Sarkozy kann das Grummeln in den eigenen Reihen über die schwachen Auftritte seiner Ministerin nicht überhören.

"Schicken Sie sie nicht an die Front. Sie ist unfähig" - der böse Satz von Ex-Premier Edouard Balladur haftet ihr an. Er leitete eine Kommission zur Verfassungsreform, die in ihre Zuständigkeit fällt. Im Parlament hat sie sich dazu nur kurz geäußert, dabei aber so viel Verwirrung gestiftet, dass Parlamentspräsident Bernard Accoyer, immerhin ein Parteifreund, sie wie eine dumme Göre abkanzelte.

Sarkozy hat alle Gedankenspiele aufgegeben, sie zur Nummer 1 der Konservativen in der Hauptstadt Paris aufzubauen. Nur mit Ach und Krach hat Dati bei den Kommunalwahlen im März den Bürgermeistersessel im wohlhabenden siebten Arrondissement erobert, das bis dahin für die Konservativen als sichere Bank galt.

Bei den Franzosen ist Madame la Ministre wie ihr Präsident unten durch. Um satte 20 Prozentpunkte ist sie bei den Sympathiewerten abgestürzt. Für Dati ist das kein Grund, die Waffen zu strecken. Die Tageszeitung "Figaro", ohnehin treu an Sarkozys Seite, nennt sie nicht ohne Grund "die Kriegerin".

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