„Pumuckl ist mein Lebenswerk“

Porträt: Der freche Klabautermann begeisterte Generationen von Kindern. Seine Erfinderin Ellis Kaut wird heute 90.

München. Ein kleiner Kobold hat sie berühmt gemacht: Die Autorin Ellis Kaut schuf vor fast 50 Jahren den rothaarigen Klabautermann Pumuckl. Seitdem treibt der meist unsichtbare Quälgeist in Hörspielen, Fernsehsendungen und Büchern seine Streiche. Heute feiert seine Erfinderin ihren 90. Geburtstag. Die in Stuttgart geborene Künstlerin will im engen Kreis von Familie und Freunden feiern, unter anderem mit Tochter Ursula.

Generationen sind in Deutschland mit "Meister Eder und sein Pumuckl" großgeworden. Der freche Wicht eroberte aber auch Kinderherzen in Ländern wie Spanien und Frankreich - und sogar in China.

Dabei ist Pumuckl nicht das einzige Werk der vielseitigen Künstlerin. Für den Bayerischen Rundfunk (BR) schrieb die gelernte Schauspielerin und Bildhauerin Hunderte von Beiträgen für Schul- und Frauenmagazine. Eine Erfolgsstory wurden neben Pumuckl die Geschichten vom "Kater Musch".

Allerdings war Ellis Kaut nicht die alleinige Schöpferin des Pumuckl: Die Zeichnerin Barbara von Johnson und Kaut stritten über Jahre um die Rechte an ihrem gemeinsamen Zögling.

Am Ende ging es sogar darum, ob der Kobold eine Freundin haben darf oder nicht. Johnson hatte Kinder eine Freundin für Pumuckl malen lassen. Kaut fand eine Gespielin "unappetitlich" - vor allem aber sah sie ihre Autonomie über Pumuckls Biografie in Gefahr. Denn was der Kobold erlebt, bestimmte bisher Kaut, schließlich schrieb sie bis dato allein seine Lebensgeschichte. "Pumuckl ist mein Lebenswerk."

Sie arbeite 16 Stunden am Tag, sagte Kaut früher über sich. Mit der Veröffentlichung ihrer Autobiografie "Nur ich sag ich zu mir" im vergangenen Jahr aber hat sie den Stift endgültig niedergelegt. Ihr Hobby, das Fotografieren, hat sie aber nicht aufgegeben: Sie trifft sich wöchentlich mit anderen Fotografen in der "Sezession Münchner Lichtbildner".

Das Älterwerden sei zwar "nicht ganz leicht". Aber: "Ich bin durchaus neugierig, was kommt. Ich finde es ganz interessant - wenn am Schluss nicht die unangenehme Aussicht wäre, dass man nicht mehr da ist."

Das Auto lässt Kaut zwar inzwischen stehen, dafür hat sie sich selbst schon vor dem Geburtstag ein Geschenk gemacht: Weil sie nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, hat sie sich ein Elektromobil gekauft. "Ich setz mich ins Wägelchen, drehe den Zündschlüssel, und es schnurrt." Dann fährt sie einkaufen und wenn es ein bisschen holpert, macht ihr das gar nichts aus. Im Gegenteil: "Es ist ein bisschen der Spaß vom Oktoberfest."

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