Prozess: Wo ist Carthagos Sperma?

Detmold (dpa). Ein bizarrer Zivilprozess um angeblichverschwundenes Pferdesperma von einem Spitzenhengst beschäftigt jetztdas Landgericht Detmold. Ein Pferdezüchter aus Oberfranken hat einenTierarzt aus Lippe verklagt, weil der Verbleib von 20 Röhrchen Spermaungeklärt ist.

Der Streitwert des Prozesses beträgt nach Angaben desZüchters immerhin 60 000 Euro.

Wie das Landgericht Detmold amMittwoch mitteilte, wird am 20. Dezember über den Fall verhandelt.Das Sperma stammt von Carthago, der in der Pferdezüchter-Szeneeinen guten Namen hat. Das Tier steht nach Angaben des Gerichtes inDeutschland an der Spitze der Springpferdevererber, zwei Mal war derHengst war Olympiateilnehmer.

Ein Züchter aus dem oberfränkischen Ebermannstadt wollte seinenStuten etwas Besonderes bieten: Er kaufte Tiefkühlsperma desHolsteiners und beauftragte 1997 einen Tierarzt aus Lippe mit dempraktischen Teil der Zucht. Der Veterinär betreute die Stuten desZüchters in einer Pferdepension, die von der Ehefrau des Klägersbetrieben wurde.Zwei Stuten wurden noch 1997 besamt. Doch nun behauptet derZüchter, es seien noch 20 Röhrchen mit dem teuren Saft übrig gewesen.

Der Tierarzt hingegen erklärt, bei der Besamung seien sämtlicheRöhrchen verbraucht worden. Außerdem sei ein Röhrchen nicht 3000 Eurowert.Carthago gehört dem Verband der Züchter des Holsteiner Pferdes inElmshorn. Verbandsgeschäftsführer Norbert Boley sagte derNachrichtenagentur dpa, 3000 Euro pro Röhrchen seien ein„Liebhaberpreis“.

„Allerdings gelten hier die Marktgesetze vonAngebot und Nachfrage.“ Denn der Samen dieses Hengstes sei einknappes Gut. „Carthago ist nämlich seit Jahren unfruchtbar.“

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