Wittenberg Prozess beginnt: Mann klagt gegen antijüdisches Kirchenrelief „Judensau“

Naumburg/Wittenberg · Begleitet von großem Medieninteresse hat am Dienstag am Oberlandesgericht Naumburg der Berufungsprozess um ein antijüdische Relief an der Wittenberger Stadtkirche begonnen. Der Kläger Michael Dietrich Düllmann forderte, das Relief von der Kirche abzunehmen.

 Eine als «Judensau» bezeichnete mittelalterliche Schmähskulptur ist an der Außenwand der Stadtkirche Sankt Marien in Wittenberg zu sehen.

Eine als «Judensau» bezeichnete mittelalterliche Schmähskulptur ist an der Außenwand der Stadtkirche Sankt Marien in Wittenberg zu sehen.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Vor Beginn sagte der Kläger, die Sandsteinplastik „Judensau“ aus dem 13. Jahrhundert symbolisiere täglich den Antisemitismus in der Kirche und in der Gesellschaft.

Er verwies auf das Attentat von Halle im Oktober vergangenen Jahres, das die Auslöschung und Vernichtung einer ganzen jüdischen Gemeinde zum Ziel gehabt habe. Der Kläger Michael Dietrich Düllmann forderte, das Relief von der Kirche abzunehmen. Es gehöre in das Museum Lutherhaus in Wittenberg. Dort habe Martin Luther gelebt und seine antijüdischen Schriften verfasst.

Düllmann ist Mitglied einer jüdischen Gemeinde aus Deutschland. Er hat den heutigen Eigentümer der Plastik, die evangelische Stadtkirchengemeinde, verklagt. Seine Argumentation: Die Schmähplastik sei eine Beleidigung gegen Menschen jüdischen Glaubens und verletze sein Persönlichkeitsrecht.

Die Stadtkirchengemeinde hatte im Vorfeld von einem schwierigen Erbe gesprochen. Dieses solle nicht entsorgt werden, sondern als ein Zeugnis an Geschichte erinnern und aufklären. Die Gemeinde hatte sich bisher für den Verbleib des 700 Jahre alten Reliefs an der Stadtkirche ausgesprochen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort