Prozess: 19-Jährige von Vater und Brüdern entführt

Familie war mit Verlobten nicht einverstanden. Mittlerweile vertragen sich alle wieder.

Wuppertal. Der Richter machte gleich zu Prozessbeginn deutlich, worum es geht: „Auch wenn sich die Familie wieder versteht, können wir so etwas in unserem Kulturkreis nicht akzeptieren.“ Diese Worte richtete er an einen 46-Jahre alten Vater und dessen zwei Söhne (23 und 27). Die im Libanon geborenen Männer müssen sich seit Freitag wegen Geiselnahme ihrer eigenen Tochter beziehungsweise Schwester vor dem Landgericht Wuppertal verantworten. Ihnen passte der Verlobte der jungen Frau nicht.

Unter Tränen berichtete die 19-Jährige, wie sie im Oktober 2011 mit ihrem21-jährigen Verlobten auf einem Motorroller versuchte, vor einem Mercedes zu flüchten, der sie verfolgte. Auf offener Straße rammte der jüngere Bruder am Lenker des Wagens den Roller. Während der Verlobte entkommen konnte, zerrte der Vater seine Tochter an den Haaren auf die Rückbank.

In einer nahe gelegenen Werkstatt soll der 46-Jährige seine verängstigte Tochter mehrfach geohrfeigt und mit einem Schlüsselbund auf Hände und Oberschenkel geschlagen haben. Zudem soll er gedroht haben, den Verlobten vor den Augen der Tochter zu töten und auch sie umzubringen. Die drei Männer ließen am Freitag Geständnisse von ihren Verteidigern verlesen. Demnach gab es keine religiösen Motive für die Tat. Vielmehr soll der Verlobte einen schlechten Einfluss auf die 19-Jährige gehabt haben.

Mittlerweile ist die Tochter mit dem 21-Jährigen verheiratet und die beiden erwarten ein Kind. Die Eltern und Brüder akzeptieren die Beziehung nun. Trotzdem erwartet die drei Männer im Falle einer Verurteilung wegen Geiselnahme eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren.

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