Abriss wegen Braunkohle : Privat finanziert - Teil der Kirchenfenster aus Immerather Dom gerettet
Die Forschungsstelle Glasmalerei rettet 13 Fenster aus dem mittlerweile abgerissenen Immerather Dom auf eigene Kosten. Die Schuld an Zerstörung der restlichen Kunst sieht sie beim Bistum. Die Fenster auszubauen, sei für die Kirche keine Option gewesen.
Erkelenz-Immerath/Mönchengladbach. Als die beiden Abrissbagger Anfang der Woche die Mauern der ehemaligen Immerather Kirche St. Lambertus einrissen, ist vieles verloren gegangen. Nur 24 Stunden nachdem die Arbeiten begonnen hatten, lag die Kirche in Schutt und Asche. Das war ein Moment, in dem deutlich wurde, dass Kirchenmauern nicht nur aus Steinen und Mörtel bestehen. Sie bestehen aus Erinnerungen und Hoffnung.
Dazu tragen auch die Kunstwerke bei, die die Kirchengebäude zu dem machen, was sie sind. Zum Beispiel die Kirchenfenster. „Glasmalereien sind Kultur- und Geschichtsdokumente, die Generationengeschichte und Traditionen belegen, die häufig von vielen einzelnen gespendet wurden, die Identität und Heimatbewusstsein schaffen“, sagt Kunsthistorikerin Annette Jansen-Winkeln von der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts aus Mönchengladbach. Dass viele dieser Kulturgüter nun unter einem gewaltigen Haufen Schutt begraben sind, lastet sie der katholischen Kirche an.
Die Schuld für die Zerstörungen liege eindeutig auf Seiten der Kirche, da sie das Gebäude „frei von Lasten an RWE Power verkauft hat, mit der Maßgabe, dass alle Kunstverglasungen wie Wandteile zu behandeln und zu bewerten seien und abgerissen werden dürften“, sagt sie. Jansen-Winkeln lastet dem Bistum und der Pfarrgemeinde Christkönig Erkelenz also an, die Kirchenkultur zur Zerstörung freigegeben zu haben.
Den Vorwurf, dass die katholische Kirche zu wenig für ihr kulturelles Erbe tue, weist das Bistum Aachen allerdings weit von sich.
Einen Teil der Fenster hatte die Forschungsstelle Glasmalerei gleichwohl noch retten können. Und zwar auf den letzten Drücker. Bis Samstagmittag baute sie aus dem Immerather Dom 13 der 42 Glasfenstern aus, die von Ernst Jansen-Winkeln und Anton Wolff gestaltet worden waren. Noch am Montagmorgen, also unmittelbar vor dem Abrisstermin, wollte die Forschungsstelle ein weiteres Fenster von Jansen-Winkeln, das die Heilige Agathe zeigt, ausbauen.