Porträt: Rasendesignerin - Die Wiese wird zum Perserteppich
Die gebürtige Iranerin Golbarg Tavakolian (30) macht in Köln aus sattem Grün bunte Kunstwerke.
Köln. Die Ränder leuchten in einem satten Dunkelrot. Die Grundierung hat die Farbe von frisch geschälten Mandeln. Mit einem leichten, ganz leichten Stich ins Roséfarbene. Zur Mitte hin tauchen Rosetten, Schlingen und Arabesken auf. Ein Feuerwerk aus Maisgelb, Azurblau und einem anderen, helleren Rot.
Fachleute würden spekulieren: Ist es ein Mahi? Oder ein Shiraz? Ein Perserteppich ist es. Definitiv. Aber was macht er am Rheinufer? Liegt er da zum Trocknen? Aber: Wieso staken da, inmitten all der verschlungenen Linien, grasgrüne Halme empor? Kulturen, die sich kreuzen. Alles nur Illusion. Was von Weitem wie ein geknüpftes Gebilde aus Wolle, Seide oder Baumwolle wirkt, ist in Wirklichkeit nur Wiese.
Die, die daraus bunte Perserteppiche macht, heißt Golbarg Tavakolian. Ihre Haare haben den Schimmer von Messing, der Schnitt ihrer Augen erinnert an den von Katzen. Eine schlanke, nachdenkliche, 30-jährige Frau auf der Suche nach sich selbst. Nach der eigenen Identität.
Ihre Eltern wurden geboren zu einer Zeit, als der Iran noch Persien hieß und der Schah das Land regierte. Vater wie Mutter haben Jura studiert - und beide sind (eigentlich) Künstler: "Mein Vater dichtet, meine Mutter ist Autorin und Schriftstellerin."
Als Dreijährige kam Golbarg nach Deutschland. Kein Kulturschock. Aber ein Grund, sich später Gedanken zu machen: "Wer bin ich eigentlich? Wo gehöre ich hin? Und was steht für mich?" Der Versuch einer Antwort: ihre Diplom-Arbeit, mit der sie 2008 ihr Designerstudium beendete. "Kulturelle Kreuzungen" untersucht das Dasein, Suchen und Bestimmen der eigenen Position und Herkunft zwischen zwei Kulturen. Welche Dinge bestimmen Menschen, die beidem zugehörig sind?