Porträt: Der Sauer-macht-lustig-Spezialist

Früher war der Industriellen-Sprössling ein Lebemann, heute gilt Erwin Gegenbauer (48) als der Essig-Papst.

Düsseldorf/Wien. Als Erwin Gegenbauer den Gästen im Düsseldorfer Restaurant "Monkey’s South" als Aperetif einen Schluck Wein-Essig anbot, war es fast vorbei mit der rheinischen Gelassenheit.

Zwar hatte man sich auf das Vier-Gang-Menü, zubereitet mit den berühmten sauren Tröpfchen des bekannten Österreichers, gefreut, aber das Zeug pur trinken?

Nach wenigen Schlucken war auch den größten Skeptikern klar, dass Gegenbauers Essige auch ohne Salat oder Zutat für eine Soße klasse sind - und seien sie ganz unorthodox pur zum Auftakt eines guten Essens.

So wenig Gegenbauer auf Konventionen gibt, so kompromisslos ist er in Sachen Qualität. Seine Essige sind reine Naturprodukte, vergoren wird nur beste Qualität, seien es Himbeeren, Weine oder so ungewöhnliche Grundlagen wie Tomaten, Spargel oder Melonen. 70 Sorten Saures hat er im Angebot.

Angefangen hat alles in den 90er Jahren, als dem Juniorchef der familieneigenen Konservenfabrik der Kragen platzte. Ohne Rücksicht auf Qualität wurde die Firma von den Einkäufern der Handelsketten im Preis gedrückt - die Kehrseite eines gnadenlosen Preiskampfes untereinander, die die Produzenten zu spüren bekamen.

Die Möglichkeiten für Gegenbauer waren begrenzt: Entweder er macht bei dem Spiel mit oder eben nicht. Gegenbauer entschied sich für das "eben nicht" und verkaufte 1992 die elterliche Fabrik.

Von nun an wollte er in Essig machen - sein Hobby in den vergangenen Jahren, das er im heimischen Keller pflegte und von dem er nicht einmal im Traum dachte, eines Tages Geld damit verdienen zu können. Zunächst verkaufte er seine Erzeugnisse auf dem Wiener Naschmarkt - und wurde ausgelacht, als er samstags mit seinen Fässchen anrollte.

Der Gegenbauer wolle mit umgekippten Wein Geld verdienen, wurde gelästert. Nach und nach sprach sich die Qualität der Essige und die Kompromisslosigkeit ihres Schöpfers herum. In seinen Augen missratene Essige wandern auch heute noch ohne Wenn und Aber in die Wiener Kanalisation.

Dass Gegenbauer-Produkte nicht günstig sind, versteht sich von selbst. Ein Viertelliter Trinkessig aus spanischem Süßwein kostet 28Euro. "Wertvolle Produkte sind nun mal teuer", sagt Gegenbauer. Saures Gold werden seine Essige nicht nur deswegen zu recht genannt. Der Essigpapst hat dafür eine andere Bezeichnung: "Lebens-Mittel. Mit der Betonung auf Leben!"

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