Plädoyer der Anklage im Prozess gegen Marco

Antalya. Im Prozess gegen den in der Türkei wegen sexuellen Missbrauchs angeklagten Deutschen Marco wird an diesem Freitag das Plädoyer des Staatsanwalts erwartet. Es hänge dann von den Verteidigern Marcos ab, ob es noch am selben Tag ein Urteil geben könne, sagte am Donnerstag in Antalya der Anwalt des britischen Mädchens Charlotte, Ömer Aycan.

"Wenn Marcos Anwälte keine weitere Zeit für ihre Antwort beantragen, wird das Gericht entscheiden, denke ich", sagte Aycan. Dem Schüler aus dem niedersächsischen Uelzen wird in der Türkei vorgeworfen, im Osterurlaub 2007 die damals 13-jährige Britin Charlotte sexuell missbraucht zu haben - er bestreitet das.

Marco saß 247 Tage in türkischer Untersuchungshaft. Am 12. April 2007 war der damals 17-Jährige in einem Urlaubshotel an der türkischen Riviera festgenommen worden. Marco spricht von einvernehmlichen Zärtlichkeiten nach einem Discobesuch. Zudem habe das Mädchen ihm gesagt, es sei 15 Jahre alt.

Die Verteidigung macht ihre Strategie vom Plädoyer des Staatsanwalts abhängig. "Wenn der Antrag der Staatsanwaltschaft einigermaßen positiv ist, könnte ich mir vorstellen, dass dann die türkischen Kollegen von mir noch am gleichen Tag plädieren. Ansonsten könnte es sein, dass sie einen neuen Termin beantragen", hatte Marcos deutscher Anwalt Jürgen Schmidt am Mittwoch in Uelzen erklärt. Sollten am Freitag beide Plädoyers gehalten werden, erwarte er ein Urteil noch am gleichen Tag.

"Die psychische Belastung an den Prozesstagen und kurz davor steigt für Marco jeweils, weil dann vieles wieder hochkommt", sagte Schmidt. Die Einstellung des Verfahrens in Deutschland habe für Marco zunächst eine gewisse Entlastung bedeutet. "Andererseits belastet ihn das Verfahren in der Türkei nach wie vor sehr." Marcos Familie und seine Anwälte hoffen, dass der Prozess am Freitag mit einem Ergebnis endet, "das einen Freispruch beinhaltet oder mit der Einstellung des Verfahrens in Deutschland vergleichbar" ist.

Anfang Mai hatten die deutschen Behörden ihr Ermittlungsverfahren gegen den heute 19-Jährigen eingestellt. Der Verdacht des sexuellen Missbrauchs habe sich nicht bestätigt, erklärte die Staatsanwaltschaft Lüneburg. Schon kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Marco hatte die Lüneburger Staatsanwaltschaft aufgrund der Medienberichte parallel zu den türkischen Ermittlungen ein eigenes Verfahren eingeleitet.

Die Hoffnung war damals, dass die Türkei das Verfahren auf dem Wege der Rechtshilfe an Deutschland abgeben würde und Marco ein langwieriger Prozess in der Türkei erspart bliebe. Darauf ging die türkische Justiz jedoch nicht ein.

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