„Pfeffer-Bande“ steht vor Gericht

20 Überfälle sollen auf ihr Konto gehen. Chef ist auf der Flucht.

Düsseldorf. Die Täter gingen äußerst brutal vor. Sie bedrohten ihre Opfer mit dem Tode, hielten ihnen Waffen an den Kopf und misshandelten sie mit Schlägen. Mindestens 20 Supermärkte, Bauhäuser und Geldinstitute sollen fünf Männer (25 bis 31 Jahre) überfallen haben, die seit Freitag in Düsseldorf vor Gericht stehen. Dabei erbeutete die Bande rund eine halbe Million Euro. Schönheitsfehler für den Staatsanwalt: Said B., der Boss der Truppe, befindet sich auf der Flucht.

Die Überfälle liefen immer nach dem gleichen Schema ab. Zwei oder drei Täter lauerten vor oder nach Geschäftsschluss den Mitarbeitern auf. Die bedrohten sie mit Schusswaffen und forderten die Öffnung der Tresore. Ihre Opfer setzten die Räuber massiv unter Druck. So auch am 24. September vor zwei Jahren beim Überfall auf einen Supermarkt in Neuss. Hier feuerten die Täter drei Schüsse aus einer Maschinenpistole ab, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Zum Schluss besprühten die Gangster die Mitarbeiter auch noch mit Pfefferspray.

Das war auch der Grund, warum die Kripo eine „EK Pfeffer“ gründete, nachdem sich die Überfälle ab März 2009 häuften. Tatorte waren unter anderem Neuss, Dormagen, Erkelenz, Wermelskirchen, Viersen, Bochum und Bergheim. Gefahndet wurde nach der Bande unter anderem mit verdeckten Ermittlern und über „XY ungelöst“.

So kam man schließlich einem 31-jährigen Kölner auf die Spur. Der soll bereits am 6. Januar 2005 und am 5. Januar 2006 zwei Banken in Kerpen und Ruppichteroth überfallen haben, lange bevor die Bande gegründet wurde. Über ihn konnten die anderen Angeklagten ermittelt werden. Lediglich Said B. konnte sich rechtzeitig absetzen.

Der Prozess begann mit der Verlesung der Anklage und wird mindestens bis Mitte November dauern, da Zeugen zu allen Überfällen gehört werden sollen. Die Staatsanwaltschaft will zudem für einige der Angeklagten eine Sicherungsverwahrung beantragen. Das heißt, sie sollen auch nach Verbüßung der Strafe nicht auf freien Fuß kommen. Alle Fünf haben am Freitag angekündigt, dass sie Aussagen machen wollen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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