Oliver Welke: „So was kann man nicht erfinden“

Interview: Oliver Welke präsentiert von Dienstag an alle vier Wochen im ZDF die Nachrichtensatire „heute-Show“.

Herr Welke, im Superwahljahr 2009 starten Sie eine eigene Nachrichten-Satire. Kann man über die Politik derzeit überhaupt noch lachen?

Welke: Das ist sogar ein perfektes Jahr, um eine Nachrichtensatire zu starten. Viele Entscheidungen, die im Superwahljahr fallen, haben ganz direkten Einfluss auf das Leben der Menschen. Sogar die Privatsender entdecken ja demnächst die Politik wieder für sich, siehe Sabine Christiansens neue Polittalkshow auf Sat.1.

Nennen Sie doch mal ein Beispiel, welchen Politik-Aspekt Sie in der neuen Show verhohnepiepeln werden?

Welke: Die Parteien spielen beispielsweise zurzeit Fernsehen im Internet. Jede Partei hat da ihren eigenen Auftritt und dilettiert teilweise sehr erfrischend oder gewollt jugendlich vor sich hin. Da gibt es zum Beispiel Bundestagsabgeordnete, die sich selbst beim Osterspaziergang filmen und beim Wandern über Armut referieren. So was kann man nicht erfinden.

Geht es in der "heute-Show" nur um Politik?

Welke: Im Kern bleiben wir bei der Politik. Die "heute-Show" wird sich auch in ihrer Machart klar an Nachrichtensendungen orientieren, vom Studiolook bis zu Reportern vor Ort. Und ich werde zum ersten Mal in meinem Leben im Fernsehen eine Krawatte tragen. Wer dann genauer hinhört, wird hoffentlich merken, was uns von den anderen Nachrichtenformaten unterscheidet.

Die "heute-Show" erinnert ziemlich an "Rudis Tagesshow" von Rudi Carrell.

Welke: Da gibt es durchaus Parallelen, weil auch wir Originalausschnitte aus den Nachrichten bearbeiten. Insgesamt hat Nachrichtensatire in Deutschland aber leider keine große Tradition, in anderen Ländern gibt es so etwas viel häufiger.

Carrell hatte seinerzeit erheblichen Ärger mit einer Parodie auf Ajatollah Chomeini. Haben Sie selber Angst, sich mit Ihrer neuen Show in die Nesseln zu setzen - insbesondere im Superwahljahr, wenn die Parteien ganz sensibel reagieren?

Welke: Da wir eben sehr viel Originalmaterial verwenden, können die Politiker eigentlich nur sauer auf sich selbst sein. Im Übrigen: Wenn am Ende gar kein Parteienvertreter ans ZDF schreibt, hätten wir vermutlich irgendwas falsch gemacht.

Schreiben Sie die Texte eigentlich selber?

Welke: Meine eigenen schon. Ansonsten arbeitet für die Show aber natürlich ein ziemlich großes Autoren-Team.

Außerdem moderieren Sie ab Sommer die Neuauflage der Fußballsendung "ran" bei Sat.1. Die hat in den 90er Jahren frischen Wind in die Fußball-Berichterstattung gebracht. Diese flotte Machart gehört aber mittlerweile zum Standard, siehe ARD-"Sportschau". Was wollen Sie nun Neues bieten?

Welke: Der Unterschied ist ja, dass das früher eine Bundesligasendung aus einem Studio war. Jetzt geht es um den Uefa-Cup und die Champions League, und wir übertragen live aus dem Stadion. Zurzeit überlegen wir gemeinsam, was wir aus alten "ran"-Tagen herüberretten wollen. Legendär war damals die "ran"-Datenbank, aber speziell die Statistik wurde dann phasenweise etwas inflationär gehandhabt.

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