Öl-Alarm vor Louisiana

US-Regierung hat die Ölpest am Golf von Mexiko zur „nationalen Katastrophe“ erklärt.

New Orleans. Der Kampf der Rettungskräfte gegen einen Ölteppich im Golf von Mexiko droht durch drehende Winde zunichte gemacht zu werden, die das Öl auf die Küste von Louisiana zutreiben. Die Hoffnung, die gefährdeten Tiere und Pflanzen zu schützen, wurde am Montag durch Angaben der US-Ozeanbehörde gedämpft, wonach mehr Öl aus der zerstörten Bohrinsel ausströmt als angenommen. Nach Angaben der US-Küstenwache ist ein drittes Leck entdeckt worden, aus dem Öl ins Wasser austritt. Pro Tag gelangen laut Experten fast 666 Tonnen Rohöl ins Meer - fast fünf Mal so viel wie bisher angenommen.

Die US-Regierung hat die Ölpest am Golf von Mexiko inzwischen zur "nationalen Katastrophe" erklärt US-Präsident Barack Obama ordnete am Donnerstag an, alle verfügbaren Ressourcen zur Bekämpfung des Ölteppichs einzusetzen. Auch ein Einsatz der Armee sei möglich.

Dazu kommen Winde, die nach Angaben von Louisianas Gouverneur Bobby Jindal einen Teil des riesigen Ölteppichs von 965 Kilometern Umfang lösten und auf die Küste des US-Bundesstaates zutrieben. "Derzeit erwarten wir, dass das Tierschutzgebiet Pass a l’Outre noch im Laufe des Tages von dem Ölteppich erreicht wird", sagte Jindal am Donnerstag.

Er beantragte Nothilfe bei der Bundesregierung in Washington und sprach auch mit Heimatschutzministerin Janet Napolitano, um weitere Unterstützung zu mobilisieren. Wissenschaftler Charlie Henry vom Nationalen Wetterdienst sprach von einem "hohen Risiko", dass starke Südostwinde emulgiertes Öl und "Teerbälle" schon am Freitagabend in das Mississippi-Delta treiben. Wenn große Mengen Rohöl in die dortigen Marschen gelangten, sei eine Reinigungsaktion praktisch unmöglich.

Die drehenden Winde könnten auch zur Folge haben, dass Versuche, den Ölteppich abzufackeln, zu spät kommen. Ein kontrollierter "Testbrand" wurde am Mittwoch an der Stelle unternommen, an der das Öl am stärksten konzentriert ist. Dazu wurde Öl im Zentrum des Teppichs von zwei Schiffen gegen einen feuerfesten Ausleger-Baum geschoben und angezündet. BP nannte den Versuch "erfolgreich".

Ohne Ergebnis blieb zunächst der Einsatz von vier Untersee-Robotern, die die Stelle versiegeln sollten, an der das Öl austritt. Auch ein 450 Tonnen schweres Ventilsystem, das eigentlich bei einem Unfall den Ölstrom sofort stoppen soll, konnte nicht aktiviert werden. Zugleich arbeiteten Ingenieure fieberhaft an der Konstruktion einer Schutzglocke, die über das Leck gestülpt werden könnte.

Das austretende Öl könnte dann aus dieser Kuppel abgepumpt werden, bevor es das Meer verschmutzt. Der Bau der Schutzglocke kann aber zwei bis vier Wochen dauern. Noch mehr Zeit würde für eine weitere erwogene Variante benötigt, bei der eine neue Bohranlage eingerichtet und das Öl aus der havarierten Quelle in andere Leitungen umgeleitet wird. Experten gehen davon aus, dass diese Einrichtung drei Monate dauert.

Angesichts dieser Gegebenheiten wächst die Furcht vor einer schweren Umweltkatastrophe. Mary Landry von der US-Küstenwache warnte bereits vor der schwersten Ölpest der US-Geschichte. Im Golf von Mexiko befinden sich nicht nur Naturschutzgebiete mit seltenen Wasservögeln und anderen Tieren, hier ist auch ein bedeutender Teil der US-Fischerei-Industrie beheimatet. AFP/dpa

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