Nur die Harten kommen an

Seit 20 Jahren gilt das „Tough Guy Race“ als schwierigstes Hindernisrennen der Welt. Wer Angst vor Feuer oder Schlamm hat, ist dafür zu weich.

Wolverhampton. Tauchen zwischen Eisschollen, Hürden aus Feuer, Schlamm und Stromdrähten — das „Tough Guy-Race“ („Harte-Kerl-Rennen“) ist nichts für Zimperliche. Doch je fieser der Höllen-Parcours die Läufer triezt, desto beliebter wird er. Sogar 116 Teilnehmer aus Deutschland sind jetzt in einem Dorf bei Birmingham an ihre Grenzen gegangen — und haben in der Qual ihr Glück gefunden.

„Marathon, sagt Walter Kreutner, „läuft ja heute jede Hausfrau“. Warum Männer, die nie kalt duschen, im Anzug ins Büro gehen und dort vernünftige Entscheidungen fällen, sich bei Minusgraden einer Tortur aussetzen, die als „härtestes Hindernisrennen der Welt gilt, ist gar nicht leicht zu erklären. Der 59-Jährige aus Düsseldorf sieht es so: „Es ist ein kleiner Überlebenskampf, den wir in der heutigen, zivilisierten Welt gar nicht mehr kennen.“

4995 Teilnehmer sind zur Farm von Billy Wilson gereist, einem knorrigen Ex-Soldaten der britischen Armee, der häufig in Kriegsmetaphern spricht und sich „Lieferant für Angst“ nennt.

Den Läufern wird es nach wenigen Kilometern heiß, Eistümpel sind da eine willkommene, aber gewöhnungsbedürftige Abkühlung. Im Sommer lässt Wilson hier die Jauche von seinem Pferde-Gnadenhof reinkippen, jetzt trennen die Morastbecken Weicheier von Durchhaltern.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht waten die Männer — und 296 Frauen — durch Eisschollen und Schlamm; wer stolpert, stürzt in die braune Brühe. Wände aus brennendem Heu zwischen den Becken sorgen dafür, dass den harten Männern und Frauen zumindest kurz wieder warm wird.

In den nassen Klamotten wird der Rest der „Killing Fields“ selbst für Durchtrainierte zur Qual. Immer wieder müssen sie ins Wasser, im „Sumpf der Leichenbeine“ unter Baumstämme tauchen oder einen „Todessprung“ aus drei Metern Höhe in einen See wagen.

In 20 Jahren ist die Teilnehmerzahl von einigen Dutzend auf 5000 gestiegen. Ab 150 Euro aufwärts kostet sie die Startgebühr. Für einige Starter viel Geld für ein kurzes Vergnügen. Der diesjährige Sieger brauchte bis zum Ziel eine Stunde und elf Sekunden.

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