Serie: Gesundheit und Fitness Nicht aufschieben, loslegen — aber richtig!

Menschen, die auf ihre Fitness achten, fühlen sich nicht nur besser — sie sind auch besser drauf. Der Düsseldorfer Orthopäde Dr. Ulf Blecker und Personal Trainer Tom Karrer raten daher, in jedem Alter Sport zu treiben. Doch nicht jede Sportart bringt den gewünschten gesundheitlichen Erfolg.

Düsseldorf. Er hat Generationen von Sportprofis betreut: Dr. Ulf Blecker ist einer der prominentesten Sportmediziner des Landes, schließlich betreut er seit vielen Jahren die deutschen Tennisprofis, den Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und die Eishockey-Cracks von der Düsseldorfer EG. „Von einer Fitness-Welle kann man in Deutschland nicht mehr sprechen“, betont der smarte Mediziner beim Besuch in seiner Düsseldorfer Praxis. „Denn diese Begeisterung für Fitness und Sport, die wir derzeit erleben, wird nicht mehr abebben“, ist er überzeugt.

Dr. Bleckers sportmedizinische Erkenntnisse sind stark gefragt. Nicht nur Profis vertrauen auf den in sportlichem Weiß gekleideten Mediziner, der sich vor allem als Kniespezialist einen Namen gemacht hat: Rund 200 Patienten betreut er täglich in seiner Praxis. „Entschuldigungsmechanismen ziehen heute nicht mehr, dafür sind die Erkenntnisse über die positive Wirkung von Sport auf den Menschen längst bestens bekannt. Ich kann daher nur raten: Nicht aufschieben, sondern loslegen!“

Doch womit? Eignet sich wirklich jede Sportart und jeder Fitness-Trend für gesundheitsbewusste Menschen? „Wichtig ist, dass nicht nur die Muskulatur bewegt wird, auch die Gelenke müssen aktiv bleiben — schließlich wissen wir heute, dass sogar Arthrose durch die richtige Bewegung hinausgezögert werden kann“, bekräftigt Dr. Blecker. Gleichzeitig hat er für unsere Leser einige handfeste Tipps parat, damit sie sich nicht durch zu viel sportliche Aktivität unbewusst verletzen. „Natürlich ist nicht jede Sportart gleichermaßen gut geeignet, um möglichst verletzungsfrei durch das Leben zu gehen. Wer zum Beispiel sein Leben lang Marathon gelaufen ist, hat in der Regel früher als andere Menschen Probleme im Knorpelbereich.“

Der erfahrene Sportmediziner kann außerdem ein Lied singen von den unterschiedlichsten, mitunter bösen Verletzungen, die oftmals auf seinen OP-Tisch kommen. „Es gibt Sportarten, die ein überdurchschnittlich hohes Verletzungsrisiko haben. Kontakt-Sportarten wie Handball, Fußball, Basketball und vor allem Eishockey zählen dazu.“ Insbesondere Menschen, die vor dem Frühling nach langer Pause allmählich wieder beginnen, Sport zu treiben, rät er in erster Linie zu körpereigenem Training. Schon regelmäßige, lange Spaziergänge können einen positiven Effekt haben. „Viele Menschen neigen dann zur Übertreibung und überanstrengen ihren Körper“, so Dr. Blecker. Seine Empfehlung: „Suchen Sie sich jemanden, der Sie begleitet. Treiben Sie Sport in einer Gruppe, in der man sich gegenseitig kontrollieren kann. Noch besser sind Personal Trainer zum Start: Das ist nicht mehr elitär, und diese Leute sind heutzutage richtig gut ausgebildet. Sie zeigen einem die Übungen, die zu einem passen — später kann man dann, wenn man will, alleine trainieren.“

Wie wichtig gerade ein sanfter Einstieg in den Sport ist, bestätigt auch Tom Karrer. Der Personal Trainer aus Düsseldorf rät, sich realistische Ziele zu setzen. „Realität und Wunsch driften oftmals auseinander. Viele wollen zu viel und zu schnell. Am Ende sind sie nur deprimiert und frustriert“, weiß er aus der Praxis zu berichten.

Der Sport, der mit 20 vielleicht genau der richtige war und Spaß gemacht hat, müsse im fortgeschrittenen Alter nicht zwangsläufig gesund sein. „Mit Laufen zu starten und sich gleich einen Marathon auf die Fahnen zu schreiben, wie es sich viele Hobby-Läufer vornehmen, oder direkt auf dem Tennisplatz die Gelenke extrem zu fordern, ist in den meisten Fällen kontraproduktiv “, so der Experte. Zuerst sei eine Analyse des Ist-Zustandes, eventuell auch durch einen Check-up beim Mediziner, sehr wichtig, um überhaupt festzustellen, wie fit jemand ist, welche gesundheitlichen Probleme und Dysbalancen vorliegen und welche Sportarten, Übungen und Bewegungen infrage kommen. Auf Basis dieser Ergebnisse lasse sich dann ein effektives, individuelles und abwechslungsreiches Trainingsprogramm mit dem Kunden erarbeiten, das sicher und gleichwohl zum eigentlichen Ziel führt: sich gut zu fühlen, flexibel zu bleiben, motiviert und vor allem gesund zu sein. Kurz: Lebensqualität zu gewinnen!

Auch Tom Karrer spürt in seinem Studio an der Alexanderstraße den steigenden Hype um die körperliche Fitness. Kunden aus allen Altersklassen trainieren regelmäßig mit ihm. Trotzdem sei der Fitness-Trend in unseren Breiten erst auf dem Vormarsch und noch nicht so ausgeprägt wie in anderen Ländern, meint der sympathische Sportler. Da sei noch viel Luft nach oben. „Wir investieren Zeit in unsere Haustiere, Kinder, Autos, Fernsehen und Handys, und das Hauptargument, weshalb viele nichts für sich und ihre Gesundheit tun, lautet dann: ,Ich habe keine Zeit?’ Fehlt uns vielleicht oftmals der Respekt oder ein bisschen Demut vor unserem eigenen Körper?“, stellt sich Karrer die provokante Frage. „Tagtäglich verlangen wir unserem Körper so viel Langeweile und Einseitigkeit ab, und womit belohnen wir ihn?“ Leider hörten die meisten erst auf ihren Körper, wenn Beschwerden auftreten. „Die Pharmaindustrie freut’s“, sagt Karrer. Dabei sei es doch ein Leichtes, Gesundheit zu erhalten, anstatt auf Krankheiten zu warten. „Täglich kleine Schritte reichen“, ist der studierte Sportwissenschaftler überzeugt. „Fünf bis zehn Minuten zu stretchen, Treppen zu steigen, zu kräftigen oder zu meditieren könne wie das Zähneputzen problemlos in den Tagesablauf eingebaut werden.“

Wer sich entschlossen hat, seine Komfort-Zone zu verlassen und zu Karrer & Friends kommt, wird zunächst vermessen. Die Haltungsanalyse sei von großer Bedeutung, da viele ansonsten in ihre Fehlhaltung hinein trainieren, erklärt der Personal Trainer. „Und das kann zu ernsthaften Problemen führen, selbst wenn es bislang keine gab, oder eben die bereits vorhandenen verstärken.“ Und dann kann’s los gehen: mit Kraft-, Ausdauer-, Beweglichkeits- und Koordinationstraining. Aber auch EMS gibt es und sorgt für neue Anreize.

Stellt sich jetzt nur noch die Frage, bis zu welchem Alter man Sport betreiben sollte? Dr. Ulf Blecker hat hierzu eine klare Meinung: „Sportliche Aktivitäten sind in jedem Alter möglich und gesund“, erläutert er und verweist auf eine 78-jährige Patientin, die nun erstmals mit Geräte-Training begonnen hat. „Sport fördert die körperliche Einstellung — und je besser die Physis, desto besser funktioniert unser Herzkreislauf. Und das führt auch noch dazu, dass wir dann einfach besser drauf sind.“ Und Tom Karrer ergänzt: „Und neben der Bewegung sollte auch eine gesunde Ernährung auf dem Plan stehen. Mit dieser Kombination stehen die Chancen gut, bis ins hohe Alter fit zu bleiben und auf den Rollator und diverse Medikamente verzichten zu können.“

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